» … what you hear is what you are in …« 187 gung von Emotion orientiert ist, während in der digital culture und der Massenkul-tur die Kontrolle des Verstands durch die Emotion gefordert und gelebt wird.Digital culture und Pop-Kultur sind hedonische Körperkulturen. Um diese zum mechanistischen Weltbild alternative Lebensform verstehen zu können, soll nun auf Pop-Musik zurückgegriffen und zugleich auf Virtualität vorgegriffen werden – aus interner Notwendigkeit wird in beiden das Sehen durch das Hören verdrängt. Dar-in liegt die Beziehung von Popmusik und Medienkunst.Popmusik ist ein ›Rückgriff‹ auf gering mediatisiertes originäres Musizieren, auf körperlich technoides Musizieren, das sich im Interface seiner Körperlichkeit be-wusst wird. Es erlaubt die direkte körperliche Gestaltung von Reizen und verführt nicht zur mechanistischen Gestaltung durch die Spezifik der Medialität des Codes – der Reihung des ›Abbildes‹ des Moments nach der Vorstellung des ›beziehenden Denkens‹ bzw. nach der Regelung durch Spannung-Lösung, eingepasst in ein ratio-nales Sprachdenken und formalisiert in einem (musikalischen) Ursatz; schließlich wird diese Gestaltung ersetzt durch direkte körperliche Interaktion aus erlebter Spannung zwischen Ereignissen.Entzieht sich die Interaktion mit dem digitalen Code dem mechanischen Körper, dann ist auch die Logik des Sehens – gebunden an die mechanische Bewegung – eine inadäquate Gestaltungsmethode. Nicht der Körper werde unnütz,9 der mecha-nische Körper werde unnütz.10 Damit werde das aus der Erfahrung des mechani-schen Körpers resultierende mechanistische System 11 transgrediert.12 Der alter-native Körper, der hedonische Körper, werde zum Maß der Virtualität einer da-durch nun musikalisierten digital culture 13 . Das Sehen wurde damit überwunden. Diese Überwindung wird jedoch nur langsam bemerkt, ob der Dominanz der Logik des Sehens. Diese in einer neuen, hedonischen Körperkultur gelebte Ästhetik ist zugleich die basale Ästhetik von Musik – möglicherweise war diese durch die ›Verschriftlichung‹ vom Sehen überstrahlt, einer intermodalen kulturellen Transformation unterzogen. Möglicherweise ist Musik lediglich das Spiel mit dem unmittelbar kommunizieren-den Emotions-Klang und ist damit unmittelbar immersiv. Die Gestaltung des Klan-ges nach Spannung-Lösung ist die Formalisierung der homöostatisch ablaufenden physiologischen (emotionalen) Regulierung unseres Körpers nach Spannung-Lösung zur Erzielung optimaler Erregung und zieht den rezipierenden Körper mit sich, und zwar in jener Art, aus der Musik letztlich auch entstanden ist. Zeichenhaftes Denken ist mit der ›abbildenden‹ Medialität in die Musik gekom-men; die Vermittlung hat schließlich zu einem indirekten kommunikativen Ver-9 Vgl. Jean Baudrillard: Simulacres et simulation, Paris 1981.10 Vgl. Werner Jauk: The Transgression of the Mechanistic Paradigm – Music and the New Arts, in: Dia -logue and Universalism, 8–9 (2003), S. 179–186. 11 Vgl. Pierre Lévy: Die Metapher des Hypertextes [1990], in: Kursbuch Medienkultur. Die maßgeb-lichen Theorien von Brecht bis Baudrillard, hrsg. von Claus Pias et. al., Stuttgart 2000, S. 525–528.12 Vgl. Jauk: The Transgression of the Mechanistic Paradigm (s. Anm. 10).13 Vgl. Werner Jauk: pop/musik+medien/kunst. Der musikalisierte Alltag der digital culture, hrsg. von Bernd Enders (= Osnabrücker Beiträge zur systematischen Musikwissenschaft 15), Osnabrück 2009.