» … what you hear is what you are in …« 191 Spezifisch sensorisch kontrollierte K-U-I führen nicht nur zu spezifischen Image-ries, sie haben auch unterschiedlichen Körperbezug. Die Zeitlichkeit des Hörens von Schall (rund um uns) und ihre körperliche ›Mitbewegung‹ (Miterregung) wird die zentrale Rolle spielen für die höhere körperliche Einbindung beim Hören gegen-über dem Sehen.Das Zusammenspiel zwischen eigener Bewegung und (der Möglichkeit) Bewe-gung der Umwelt (wahrzunehmen) macht den Unterschied zwischen sehend und (der phylogenetisch älteren) hörend kontrollierter K-U-I aus: Das Sehen leistet Be-wegungswahrnehmung aus dem mechanisch aktiven, das Hören aus dem mecha-nisch passiven Körper.Das Sehen ermöglicht uns, den Moment im Gesichtsfeld vor uns abzubilden – wir haben das Bild eines gleichsam externen Beobachters. Zeit-/Raum-Imageries re-sultieren aus der Auswertung einer Serie von Gesichtsfeldern, die wir durch eigene Bewegung erzeugen.Die Tatsache, dass wir diese Gesichtsfelder durch die eigene Bewegung kontrol-liert erzeugen, versetzt uns in die Lage des externen Machers – Machbarkeit als Denkweise kann als eine Folge der sehenden K-U-I gedacht werden. Das als rational formulierte, synthetisierend mechanistische Weltbild ist damit assoziiert.Das Erleben der Auswertung / des Auswählens des zeitlichen Verhaltens von dem – sich rund um uns – bewegenden Schall nach dessen (physischem wie emotio-nalem) Bezug zu unserem mechanisch ›passiven‹ Körper entspricht hingegen dem Imagery des Hörens. Basal betrachtet ist der auditory-space – der Hörraum – ein Imagery, in dem In-teraktion – aus dem Zentrum heraus erlebt – geschieht, indem analysierend – nach dem körperlichen Bezug – Informationen gefiltert werden. Darin ist diese (selbst mechanisch passive) Interaktion hoch immersiv.Dieses Embodiment der hörenden K-U-I scheint ein erfahrungsbasiertes Imagery des hedonisch körperlichen Erlebens von non-mechanistischen Welten, von mediati-sierten Virtualitäten zu sein, die sich dem mechanischen Körper entziehen, zum Bei-spiel von Kommunikationsräumen, was McLuhan 28 bereits ahnte. Klang informiert nicht nur, er ist kommunikativ – jeweils (auch) emotional.Anthropologische Theorien zur Sprach- und Musikentstehung werden durch ex-perimentalpsychologische Befunde zur menschlichen Entwicklung gestützt. Klang ist Teil einer Emotion, Artefakt der Atmung, die ihrerseits Teil eines körperlichen Er-regungszustandes ist – möglicherweise im Zusammenhang mit einer Wahrneh-mung von bewegter Umwelt. Er ist Teil eines emotionalen Kommunikationssys-tems, das ob der Eigenerfahrung unmittelbar ›verstehbar‹ ist. Klang ist Bewegung Wahrnehmung als Erkenntnis [1973], in: Kursbuch Medienkultur. Die maßgeblichen Theorien von Brecht bis Baudrillard, hrsg. von Claus Pias et. al., Stuttgart 2000, S. 334–347; Lévy: Die Metapher des Hypertextes (s. Anm. 11). 28 Vgl. Marshall McLuhan: The Global Village: der Weg der Mediengesellschaft ins 21. Jahrhundert (Übersetzung: C. P. Leonhardt, Einleitung: Dieter Baake), Paderborn 1995.