196 Werner Jauk zieren die Wahrnehmung von Raum. Das Verhalten der akustischen Ereignisse rund um uns informiert somit über den Raum – er ist damit physikalisch wie psycholo-gisch immersiv.Während der visuelle Raum aus einer durch die eigene körperliche Bewegung erzeugten Serie von Gesichtsfeldern ›errechnet‹ wird und daraus das Imagery eines Frontsspace resultiert, den wir immer vor uns tragen, ist der auditory space die Analyse von Bewegungen rund um uns bei eigenem Stillstand – darin ist er ist ein egozentrischer, physikalisch immersiver Raum. Diese gegenüber dem visuellen Raum-Imagery umgekehrte K-U-I, die Implosion der eigenen Bewegung, hat bereits McLuhan 43 als adäquate Erfahrungsbasis für die Interaktion mit dem electronic space angedacht – der digitale vernetzte Info-Space funktioniert gänzlich nach dieser all-at-onceness. Der Körper werde darin unnütz,44 die Information bewegt sich auf uns zu. Allerdings benötigt die Auswahl aus der Fülle der Bewegung ein Kriterium, den emotionalen Bezug zu dieser: die körper-liche Betroffenheit – die Auswahl funktioniert somit hedonisch. Der auditory space ist damit ein psychologisch immersiver Raum.Damit umhüllt der akustische Raum nicht nur physikalisch und emotional den Körper und wird immersiv erlebt. Der auditory space – letztlich der entsprechende Klang – wird zum emotionsbasierten Imagery der Interaktion mit vernetzten Vir-tualitäten – zum psychologisch immersiven Interface mit Datenräumen, deren Ge-nerierung und Interaktion sich dem Maß der mechanischen Bewegungsmöglichkei-ten und Imageries des Körpers entzieht. Indem der mechanische Körper unnütz werde, tritt an seine Stelle der hedonische Körper.45 Klangliche Embodiments sind Interfaces in nicht abbildbaren, dynamischen Er-eignisräumen informeller Kommunikation, deren Vorstellung und Diskussion im Weltbild euklidischer Räume meist auf ein Verständnis des Sehraums verkürzt wird. Zugleich ist die Räumlichkeit von Musik von ihrer physikalisch musika-lischen Gestaltung auf jene der emotionalen Räumlichkeit zu erweitern – die psy-chologische Qualität des auditorischen Raums findet im musikalischen und im Kommunikations- als Ereignisraum neue Bedeutung.In der Theorie der Musik wird der Raum metaphorisch als musikalischer Raum aus Beziehungen von vage emotional konnotierten, musikalischen Eigenschaften problematisiert; er wird dominant als Aufführungsraum gesehen. Die Diskussion um das Genre Lautsprechermusik ebenso wie jene um die entkörperlichte und da-mit enträumlichte Generierung von (digitaler) Musik künden von der Übertragung dieses mechanistischen Verständnisses auf Musik.Vom Antiphon bis zur klanglichen Spatialisierung ziehen sich ästhetische Dis-kussionen um Raum als musikalische Größe. Zentral wird dabei die physikalische Dimension gedacht, die einer ordnenden Logik zugrunde gelegt wird.43 Vgl. McLuhan: The Global Village (s. Anm. 28).44 Vgl. Baudrillard: Simulacres et Simulation (s. Anm. 9).45 Vgl. Jauk: The Transgression of the Mechanistic Paradigm (s. Anm. 10).