» … what you hear is what you are in …« 197 Das ästhetische Spiel ist eines mit physikalischen und sozialen Räumen 46 und Raumpositionen; emotionale Aspekte sind dabei Artefakte. Erkenntnisreich ist nun die Umkehrung dieses Denkens: hedonisches Denken stünde im Vordergrund – die Simulation entsprechender physikalischer Räume werde letztlich überwunden.Klang ist nicht nur indexikalisches Zeichen der Raumposition von schwingen-den Materialien, Klang triggert die emotionale Bedeutung der Position des Klang-erzeugers in der Umwelt für den rezipierenden Körper – ästhetische Arbeit ist eine Gestaltung dieser emotionalen Erregungen – abseits der Verliebtheit in die techni-sche Machbarkeit der Spatialisierung des Klanges einem Ingenieursdenken folgend. Letztlich kann allein der Klang auch jene Raumposition illusionieren und jene emo-tionale Gestimmtheit erregen, die mit der Modulation eines entsprechend positio-nierten Klangerregers bei der Ausbreitung seines Klanges einher geht.47 Der Klang triggert dabei entsprechendes Erfahrungswissen und erregt emotionale Betroffen-heit. Obwohl mechanistisch basiert (und damit als indexikalisches Zeichen versteh-bar), können solche kognitiven Implantate dann willentlich erregt werden und da-durch ›Räume‹ zusammengesetzt werden, die physikalisch nicht möglich und daher nicht abbildbar sind – hier gerät die willentliche Komposition von Musik in die Nähe der Generierung von Virtualität aus immateriellen Codes, gänzlich frei von jeglicher Außenbeziehung 48 und damit auch frei von jeglicher mechanistischer Erfahrung.Solche musikalischen wie Netz basierten Daten-Räume sind Ereignisräume; sie sind liquide ›Räume‹, aus emotionaler Kommunikation geschaffen, abseits der Vor-stellung von Informationsübertragung. Liquid Space nutzte den Klangraum als In-terface für die Erfahrung von Datenräumen abseits visueller Vorstellbarkeit und vermied daher die Einschränkung durch Imageries aus dem Sehen.46 Wenig reflektiert, wird der bürgerliche Konzertsaal als Ort der Musikaufführung akzeptiert, wo er doch die bauliche Realisierung des visuellen (Front-)Raumes ist und der Ort der Bildung als ›sich ein Bild machen‹. Trichterräume sind die Alternative, Kugel-Raume werden noch immer als Avantgarde betrachtet. Der absolut dunkle und schalltote Raum, in dem keine Modulationen durch die Schall -ausbreitung eintreten, scheint der optimale Raum für die höchste Körper-Klang-Koppelung zu sein, für das Erlebnis des Körper-Klang-Seins. Klang-Raum (Projektreihe Klang im Intermedium: 1993, 1996 / Konzept Werner Jauk) experimentierte mit dieser hedonisch immersiven Situation, indem – bei ausgeschalteter visueller Orientierung und Irritation der körperlichen Gleichgewichtsempfindung – die Orientierung direkt über den Klang erfolgte. Dabei wurde mit hoher Intensität vor allem das Em-bodiment hoch und tief aus dem ›Wissen‹ um Volumen und Dichte (vgl. Stanley Smith Stevens: Tonal Density, in: Journal of Experimental Psychology 17 (1934), Nr. 4, S. 585–592) entsprechender Klänge aus der intermodalen Übertragung des erfahrenen Verhaltens anderer Gegenstände entsprechender Plastizität unter der Bedingung Gravitation genutzt. Gegen ›besseres Wissen‹ erlebt der (still stehen-de) Körper allein durch die Bewegung des Klanges einen Flug in die Höhen und Tiefen des Raums …47 Vgl. Werner Jauk: The Visual and Auditory Representation of Space and the Net-Space, in: Musicolo-gical Annual 42 (2007), Nr. 2, S. 361–370; ders.: The Auditory Logic: An Alternative to the » Sight of Things « , in: Jahrbuch Collegium Helveticum ETH, hrsg. von Helga Nowotny, Martina Weiss und Ka-rin Hänni, Zürich 2000, S. 321–338.48 Vgl. Lyotard: Immaterialität und Postmoderne (s. Anm. 17).