Französische Musik vor und nach dem Ersten Weltkrieg 243 Auch im ersten Lied findet instrumental-vokaler Austausch statt auf der Grundlage zunächst fester Zuordnungen und je eigener Verfahren in Singstimme und Instru-mentalpart. Der » Nahandove « -Ruf, als stilisierte Sprechfigur vom ersten Takt an der Singstimme zugehörig, wird in T. 34f. im Klavier nachgeahmt, während die Sing-stimme das Instrumentalmotiv aus T. 1 übernimmt. Wieder in der Aufnahme mit Madeleine Grey gut zu hören: In den ersten Takten des Lieds spannt das Cello einen Rahmen aus Quarten (a–d 1–g 1 mit f 1), während die Singstimme ausgehend von der » Nahandove « -Arabeske rhythmisch und diastematisch eigenständig, nämlich den Nuancen des Sprechrhythmus folgend in einem Quintrahmen agiert (g 1–a 1–h 1–c 2–d 2). Erste Verknüpfungen der beiden Ordnungen entstehen durch parallele Quintgänge in T. 4–6, bevor sie in einer Kadenz in a zu einem funktionalen Ganzen zusammen-treten (T. 6/7).Notenbeispiel 10: Ravel, » Chansons madécasses « Nr. 1, T. 24–29 Nach Ziffer 1 herrscht zunächst wieder ein Nebeneinander von Vokal- und Instru-mentalpart. Die freie Akzentfolge der Instrumente entsteht durch Überlagerung zweier Ostinati ungleicher Länge (4+3+3/16 vs. 3/8). Die Singstimme beginnt mit sprachbestimmter Deklamation, aus der sich rhythmische Gestalten lösen, die durch (mehr oder minder genaue) Wiederholung zu musikalischen Motiven avancieren. In T. 27ff. finden sämtliche Komponenten in einem großen Vereinigungsfeld zusam-men.117 Ravels Dramaturgie der Verwandlung 118 lässt durch geringfügige Modifi-117 Über ein solches Vereinigungsfeld im ersten der » Poèmes de Stéphane Mallarmé « und in » L’Enfant et les sortilèges « vgl. Kabisch 1990.118 Ebd.