254 Claudia Kayser-Kadereit diese Stadtteilinstitution im 2. Halbjahr 2011 allein 232 musikbezogene Kurse an.23 Typische überregionale Angebote, z. B. für Chor- und Orchesterprojekte, halten Kursanbieter wie der AMJ, IAM, BDLO, Landesmusikakademien, Kirchliche Er-wachsenenbildungsträger oder gemeinnützige Vereine bereit.24 Für das informelle und autodidaktische Lernen werden dem Interessenten etliche käuflich zu erwer-bende Lern- und Hilfsmittel, vorwiegend unter dem Label » Allgemeine Musik-lehre « angeboten,25 deren er sich zu selbst gewählten zeitlichen und örtlichen Gege-benheiten bedienen kann. 5 cur – warum?Erwachsene, die sich in einer bestimmten Lebenssituation für musiktheoretische Fragen interessieren und diesen in analytischer Logik aus eigenem Antrieb nachge-hen möchten, nehmen ein Wissensbedürfnis in sich wahr, das einem biografischen und auf bisher Erlebtem basierenden Impuls entspringt. Das Interesse an Musik-theorie ist mit oder ohne beruflichen Bezug in dem Bedürfnis begründet, in fausti-scher Art dem nachzuspüren, was die Musik ›im Innersten zusammenhält‹, oder sich dem ›gewusst wie‹ anzunähern, wenn z. B. eigene kompositorische Ambitionen die Triebfeder sind. Hierin unterscheidet sich die Motivation Erwachsener von der didaktisch-methodisch zu weckenden Aufmerksamkeit für die Thematik bei Schü-lern und Studierenden im Rahmen institutionalisierter Erstausbildung. Allerdings soll die Gruppe jugendlicher Schüler, die sich über den ihnen gesetzten Rahmen hinaus aus eigenem Interesse und dann zumeist auf informellem Wege entspre-chendes Wissen aneignen, nicht außer Acht gelassen werden. Ihre Motivation hat je-doch meist eine rein kreative oder bereits berufsorientierte Facette. Sie verfügen noch nicht über die aus vorhandener Lebenserfahrung entstandene Kenntnis des kognitiven Umgangs mit systemischen und komplexen Strukturen. Erwachsene mit Interesse an Musiktheorie haben emotionale und geistige Erfahrungen mit Musik, oftmals auch durch eigene praktische Ausübung, bei der sie möglicherweise bereits über musiktheoretische Fragen nachgedacht haben. Ausgehend von einer andrago-gischen Maxime, dass der Mensch sein Leben bejahen können soll, während es ge-23 26 Kurse im Bereich Chor, 45 Kurse im Bereich Gesang und Stimme, 114 Kurse im Bereich Instru-ment, 22 Kurse im Bereich Musikgeschichte / Musikleben, 17 Kurse im Bereich Musiklehre / Kompo-nieren / Arrangieren, 8 Kurse im Bereich Musikveranstaltungen. 24 Arbeitskreis für Musik in der Jugend e.V. (www.amj-musik.de), Internationaler Arbeitskreis für Mu -sik e.V. (www.iam-ev.de), Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester e.V. (www.bdlo.de); Katho-lische Erwachsenenbildung in Niedersachsen (www.keb-nds.de), Evangelische Erwachsenenbildung in Niedersachsen (www.eeb-niedersachsen.de), Forum Musikalische Erwachsenenbildung (www.fmeev.de).25 Z. B.: Hermann Grabner: Allgemeine Musiklehre, Kassel 1959; Christoph Hempel: Neue Allgemeine Musiklehre. Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle, Mainz 2001; Wieland Ziegen -rücker: Allgemeine Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle, Leipzig 1977; Christian Schaper : Musiklehre compact. Grundwissen und Übungen, München 1976; Jürgen Ulrich: Harmo-nielehre für die Praxis mit elementarer Satzlehre, Mainz 2008; Karl Ludwig Weber: Das ABC der Mu-siklehre / Formenlehre / Harmonielehre, Frankfurt 1989.