Musiktheorie und Werkanalyse in der Musikalischen Erwachsenenbildung 269 Auch die Verteilung des 2. Themas auf zwei Instrumentengruppen (Klar / Fg – Vl I, T. 112ff ) will verstanden sein, damit das Zusammenspiel emotional und kognitiv erfahrbar und zu unmittelbar erlebter Musiktheorie wird:Notenbeispiel 8: Dvořák, 9. Sinfonie, 1. Satz, T. 112–115, Particell 67 7.3.3. Beispiel: Klavierspiel 4- und 6-händig Abgebrochener, wieder aufgenommener oder spät verwirklichter Klavierunterricht gehört zu den häufigsten Lebensbildern im Laufe eines an Musik interessierten älte-ren Menschen. Nicht selten sind noch nach einem erfolgreich abgeschlossenen Be-rufsleben Barrieren, Hemmungen und unvergessene Negativerfahrungen des Kla-vierunterrichts in Kindheit und Jugend wirksam. Für den Dozenten eines ungeüb-ten Spätberufenen oder Wiedereinsteigers gestaltet sich die Literaturauswahl oft schwierig, da diesem viele Werke vom Hören bekannt sind und er gerne eine geziel -te Auswahl spielen können möchte. Misst er jedoch das eigene Spielvermögen am professionellen Höreindruck, stellen sich nicht selten Frust und Resignation ein. Hier gilt es, im Zweiergespräch die Erwartungen und Anforderungen, Angebote und Perspektiven individuell abzustimmen. Mögliche Beweggründe und Bildungs-ziele Erwachsener im Instrumentalunterricht, die von » Musik besser verstehen « bis zum » Generationendialog « reichen, hat Reinhild Spiekermann eruiert und unter das Motto » seitwärts statt vorwärts « gestellt.68 Neben dem klassischen Instrumen-talunterricht, der im 1:1-Verhältnis von Dozent und Teilnehmer für viele Erwachse-nen ein durchaus gewünschtes und bewährtes Lehr-/Lernmodell ist und in der Fachliteratur vielfältigen Niederschlag gefunden hat,69 sei an dieser Stelle exempla-risch auf die Form des 4- und 6-händigen Klavierunterrichts verwiesen. Er bietet einen höheren Anteil an Kommunikation und sozialem Kontakt mit anderen Teil-nehmern, statt ›Einzelhaft am Klavier‹, eine Entlastung hinsichtlich spieltechnischer Anforderungen bei gleichzeitigem ›vollständigem‹ Höreindruck und einen breite-ren thematischen Horizont aufgrund größeren biografischen Potentials. Gerade für 67 Zit. n. ebd., S. 103.68 Reinhild Spiekermann: Erwachsene im Instrumentalunterricht. Didaktische Impulse für ein Lernen in der Lebensspanne, Mainz 2009, S. 111–113.69 Siehe u. a. den Überblick bei Hartogh / Wickel: Musizieren im Alter, S. 136f. (s. Anm. 33).