270 Claudia Kayser-Kadereit die Erschließung von Fachwissen, besonders der Musiktheorie, ist die Arbeit in die-ser Kleingruppe am Instrument in hohem Maße geeignet, wenn die Teilnehmer hieran Interesse zeigen. Musikandragogisch verorten ließe sich diese Lehr-/Lern-situation bei einem vorrangig handlungsorientierten und hermeneutischen Ansatz in Verbindung mit pädagogischen Modellen des kritischen Pragmatismus und des Zulassens.Ein Beispiel aus der Stil- und Formenlehre mag dies verdeutlichen: Ragtimes stellen in ihren 2-händigen Originalversionen durch permanente Sprünge hohe An-sprüche an die Spieltechnik der linken Hand, während die rechte Hand die Melodie und die oft komplementäre Rhythmik übernimmt. Hinzu kommt die typische tro-ckene, durch Fingerbindungen zu gestaltende Artikulation:Notenbeispiel 9: Scott Joplin, The Entertainer, T 1–8, Klavier 2-händig 70 Eine 4-händige Version entlastet die linke Hand, indem der Spieler des secondo-Parts den Basston und den akkordischen Nachschlag ausführt, während sich der Spieler des primo-Parts auf die Melodie konzentrieren und notfalls die Oktavierun-gen zunächst weglassen kann, ohne dass das gesamte Klangbild leidet. Die typi-schen rhythmischen Verschränkungen werden durch ihre Verteilung auf zwei Per-sonen, die nun aufeinander hören müssen, erarbeitet und der harmonische Aufbau lässt sich im secondo durch Dreiklangsbildung darstellen. Der regelmäßige Aufbau der 70 Zit. nach: http://kreusch-sheet-music.net/noten/KSM_ ScottJoplin_ The_ Entert_ 0--0_ 36007.pdf (letzter Zugriff 1.1.2012).