272 Claudia Kayser-Kadereit 7.3.4 Beispiel: Tanz Volks- oder Kreistänze sind ein seit Jahrzehnten beliebtes und nachgefragtes musi-kalisches Angebot von Erwachsenenbildungsinstitutionen und freien Anbietern. Nicht auf Paartanz festgelegt, sondern in einer Gruppe Gleichgesinnter, wird Mu-sikhören mit Bewegung und einer ganzheitlichen körperlich-sinnlichen Wahrneh-mung verbunden. Die in einfachen Satzformen aufgebauten Tänze sind im wahrs-ten Sinne des Wortes verkörperte Musiktheorie, auf die der Tanzleiter nur aufmerk-sam machen muss, und die in ihrer z. B. periodischen Struktur das Behalten und Umsetzen der Tanzschritte sogar vereinfacht. Als Beispiel sei eine durchaus an-spruchsvollere Rondoform gewählt, die auf der Grundbewegung des Gehens ba-siert. Die » Sellengers Round « , ein englischer Rundtanz von 1670, weist einen klaren Wechsel von je 4-taktiger Strophe und 8-taktigem Refrain (4 Takte + Wiederholung) auf, sodass folglich den Strophen wechselnde, dem Refrain dieselben Tanzschritte zugeordnet werden. Die klare Viertaktigkeit und ausgewogene Proportion machen die Satzform akustisch, optisch und motorisch erfahrbar, ohne dass diese mit mu-siktheoretischen Begriffen eingeführt und abstrakt erklärt werden müsste. Musik-andragogisch stehen damit handlungsorientierte und erfahrungserschließende Kri-terien im Verbund mit emphatisch-subjektiven Erleben und zulassender Bereitschaft im Einklang.Notenbeispiel 11: Sellengers Round 72 72 Zit. nach: Peter Tomanke: 333 Lieder tanzen, Stuttgart 1988, S. 83.