Musiktheorie und Werkanalyse in der Musikalischen Erwachsenenbildung 275 Abläufe angewiesen ist « ,81 den Teilnehmern vielfältige Anstöße bietet. So bestehe die Möglichkeit » des (in gewissen Grenzen) ungezwungenen Springens zwischen verschiedenen Epochen und Phasen, die für ein so facettenreiches Gebiet wie das der Instrumentation in besonderer Weise ausgeschöpft werden kann « .82 Diese Flexi-bilität kommt der teilnehmerorientierten Ausrichtung bei gleichzeitigem Angebot intensiver Werkbetrachtung entgegen. Instrumentation als musiktheoretischer Bau-stein der Werkerschließung, welche der persönlichen Wahrnehmung, der emotiona-len Assoziationen, der bildlichen Vorstellungen und der außermusikalischen Pro-grammatik Raum lässt, kann den Teilnehmern individuelle Zugänge zum Werk er-öffnen. Im Gespräch reicht hier oft das Alltagsvokabular aus, was die Hemmschwel-le der Gesprächsbeteiligung deutlich herabsetzt. Der Dozent muss dann die Interes-sen seiner Zielgruppe kennen, um abschätzen zu können, wie viele Fachbegriffe und fachwissenschaftliche Strukturen er einführen kann. Anekdoten, Geschichten, Programmatik, Komponistenbiographie, Werkrezeption, Interpretationsvergleiche oder Bildmaterial können den offenen systematischen Ansatz abwechslungsreich und ideal ergänzen. Musikandragogisch stehen somit erfahrungserschließende und konnexionisti-sche Aspekte im Verbund mit konstruktivistischen, emphatisch-subjektiven und kri-tisch-pragmatischen Parametern im Vordergrund. Exemplarisch sei hierzu auf Mo-dest Mussorgskys » Bilder einer Ausstellung « , verwiesen. Dieses Werk bietet nicht nur eine interessante Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, sondern es liegen ihm ein konkreter biografischer Bezug (Freundschaft mit Viktor Hartmann), ein situa-tiver Rahmen (Ausstellungsbesuch) und bildliche Szenen, zu denen teilweise die Originalbilder existieren, zugrunde. Die Promenaden I–IV bieten sich zum mu-siktheoretischen Vergleich unter vorrangiger Berücksichtigung der Instrumentation an. Die Takte 1–4 mögen das in aller Kürze andeuten: Wiederkehrend und daher gut vergleichbar ist das pentatonische Thema, sein 11/4-Metrum und das russischer Volkstümlichkeit und Liturgie entlehnte Prinzip von Vorsänger und Chor. Neben Tempo, Tonart und Dynamik ändert sich jedoch die Instrumentation in charakteris-tischer Weise. In der ersten Promenade antwortet der markanten Solotrompete der (fast) komplette Blechsatz; in der zweiten Promenade beginnt das Solohorn, dem ein solistisches Holzbläserquartett filigran antwortet.81 Peter Jost: Instrumentation. Geschichte und Wandel des Orchesterklangs, Kassel 2004, S. 8.82 Ebd.