Die 6. Sinfonie von Hans Werner Henze 307 sie, doch niemand wird es hören. Viel wichtiger für den Zusammenhalt beider Stel-len ist der Gesamtgestus der weitgeschwungenen melodischen Bögen.Interessant ist der variative Prozess zwischen den Blöcken 12, 14 und 16. Block 14 (S. 26) nimmt durch das deutlich dominierende Banjo Bezug auf V, ändert aber seinen Charakter durch zusätzliche Stimmen so stark, dass es als V2 angesprochen werden muss. Die zusätzlichen Stimmen nehmen nun aber ihrerseits Bezug auf be-reits exponiertes Material: die Hörner T. 143f verweisen auf die in Block 9 entwickel-te Variation von Ia; die Glissandi in den Geigen und Bratschen des 2. Orchesters ver-weisen unmittelbar auf Id. Der Schwerpunkt in dieser Kopplung von V und I liegt in Block 14 eindeutig bei V. Block 16 (S. 28) hingegen stellt mit seinen ausgedehnten Klangflächen den selbständig gewordenen Baustein Ic dar: IC. Somit liegt in der Ab-folge von Block 12, 14, 16 eine Umgestaltung von V V2 (mit deutlichen Bezügen zu I) IC.3.2.3 Block 18 bis 24 In den nachfolgenden Abschnitten bis zur Corona in Block 25 steht die weitere Be-schäftigung mit dem Material aus I im Vordergrund. Wendet man die bereits entwi-ckelte Nomenklatur auf diese Abschnitte an, so lassen sich diese in aller Kürze wie folgt beschreiben:18: Bezug auf die in I (Block 2) entwickelte Technik einer überbrückten Gene-ralpause, diesmal nicht im Diskant, sondern im Bass; 19: IA – selbstständig gewordene ausdifferenzierte Tonwiederholung, hier noch weiter gestreckt; 20: Ic,b – Einheit aus Triller- und Glissandoelementen; 21: IF2 – völlig dominiert durch den Blechsatz in den Hörnern; 22: Ia',d',c',e' – in Gesamtwirkung sehr an I angelehnt, Hauptstimme in Holz und Hörnern ist Tritonustransposition der Hauptstimme in I; 23: IC2 – flirrende Klangfläche mit Streichertönen so hoch als möglich, Verklam-merung mit Block 22 durch Tutti-fff-Schläge; 24: II2 – i. w. Krebs von Block 6 (II'), dies allerdings nicht sklavisch, so haben z. B. die Akkorde im Holz des 2. Orch. in Block 6 keine Vorlage. Augenscheinlich arbeitet dieser ganze Abschnitt mit dem Wechsel von eigenständig gewordenen Elementen aus I und solchen Blöcken, die noch die ursprüngliche Ein-bindung in den Gesamtkontext von I zeigen.