308 Christoph Louven 3.2.4 Block 25: Corona Block 25 nimmt im ersten Teil der Sinfonie eine Sonderstellung ein (im dritten Teil, etwa auf S. 118 oder 120 gibt es derartiges öfter). Vom Fluss des übrigen Satzes nach vorne und hinten durch eine Fermate abgeschirmt, entfaltet sich auf S. 39 ein Mu-sikprinzip, das der bisherigen strengen metrisch-zeitlichen Ordnung vollkommen zuwider läuft: in 6 Abschnitten von je 9 Sekunden Dauer wird über einem völlig statischen, lediglich dynamisch differenzierten Streichercluster der höchsten Lage durch sechs Soloinstrumente improvisiert: kleine Flöte, Harfe, Klavier und Gitarre mit Mikrophon im 1. Orchester, Orgel und Violine mit Mikrophon im 2. Orchester. Jeder der sechs Abschnitte stellt dabei dem Improvisierenden eine eng begrenzte Auswahl von Grundmaterialien zur Verfügung, wobei sich der gesamte Material-vorrat allmählich ausweitet. Ein vorgegebenes Metrum oder eine einheitliche Tem-povorgabe gibt es nicht, lediglich der Übergang in einen neuen Abschnitt erfolgt ge-meinsam. So kommt es, dass z. B. im 4. Abschnitt die Tempobezeichnung für die Harfe lentamente lautet, für die Orgel hingegen presto. Untersucht man das Tonmate-rial, das den einzelnen Instrumentalisten zur Verfügung steht, macht man einige in-teressante Feststellungen: die kleine Flöte arbeitet die gesamte Zeit nur mit sechs verschiedenen Tonhöhen. Zieht man die ersten drei und den 3., 5. und 6. Ton zu Ak-korden zusammen, erhält man zwei Grundakkorde, die beide eine große Septe als Rahmenintervall besitzen. Dazwischen ist beim einen ein Tritonus (Typ 1), beim an-deren eine kleine Terz gesetzt (Typ 2) (Notenbeispiel 2a). Beide sind auch mit ihrer Umkehrung in den sechs Tönen der Flöte vorhanden (Notenbeispiel 2b). Die Ver-mutung scheint nicht abwegig, dass die Töne der Flöte ursprünglich aus diesen Ak-korden abgeleitet wurden.Notenbeispiele 2a und 2b: Tonmaterial der Flöte in der Corona Erscheint diese Vermutung, vor allem was Akkordtyp 1 angeht, bei der Flöte noch etwas spekulativ, so bestätigen die Töne der Harfe die Vermutung, dass mit Typ 1 und 2 die Basisakkorde für die Tonhöhenstruktur der Corona aufgedeckt sind: die Simultanintervalle zu Anfang (a-es, b-e, des-c) ergänzen sich zu beiden Grundakkor-den, wenn man den Tritonus e-b in der Mitte teilt (Notenbeispiel 3a). Insgesamt fin-den sich zahlreiche Kombinationen, die die beschriebenen Akkorde bilden. In No-tenbeispiel 3b sind zwischen den Taktstrichen die aus jeweils einem Anfangsinter-vall (offene Notenköpfe) ableitbaren Akkorde dargestellt. Es fällt auf, dass sich aus der unmittelbaren Ableitung (ein Ton tritt zum Ursprungsintervall hinzu) deutlich mehr Akkorde des Typs 1 bilden lassen, aus den Tönen insgesamt aber mehr Akkor-de des Typs 2.