Klimawandel im Klassenraum – Tanz und Bewegungsanalyse in der Lehrerbildung Klimawandel im Klassenraum Bernhard Müßgens Seit Sommer 2006 gibt es am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Universität Osnabrück Tanzprojekte in Schulen mit Studierenden aller an der Osnabrücker Lehrerausbildung beteiligten Unterrichtsfächer und Kindern mehrerer Grundschulen, einer Förderschule für hörgeschädigte Kinder im Grundschulalter und fünften und sechsten Klassen einer neu gegründeten Gesamtschule sowie zwei-er Osnabrücker Gymnasien. Neben erstaunlich kreativen Unterrichtsphasen mit er-freulichen Ergebnissen zeigen sich beim gemeinsamen Entwickeln von Tänzen un-ter Beteiligung von Kindern und Studierenden auch Konflikte zwischen Kindern wie zwischen Kindern und Studierenden. Daneben gibt es Probleme von Kindern mit sich selbst. Mit ihnen sind Spannungen und Gruppenprozesse verbundenen, die alle Beteiligten herausfordern. Die Versuchung, sie zu ignorieren, ist im Projektalltag nicht von der Hand zu weisen. Schließlich sind die Lehrerinnen und Lehrer für die Kinder verantwortlich.Deren Anwesenheit und Beobachtungen beim Improvisieren und Choreogra-phieren der Tänze sind entscheidende Gelingensfaktoren für Tanzprojekte an Schu-len.1 Es zeigt sich aber auch: Lern- und Entwicklungskrisen von Kindern fördern die persönlichen, fachlichen und pädagogischen Kompetenzen der Studierenden und Lehrenden, zugleich aber auch die Begabungskompetenzen 2 der betroffenen Kinder und die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen, wenn die mit ihnen verbundenen Probleme ohne Beschönigung oder Leugnung thematisiert werden. Der folgende Beitrag führt in ein musikpädagogisches Erfahrungsfeld ein, das an Universitäten noch wenig erkundet ist und auf dem es nicht allein um musikalische Lernprozesse gehen kann. Dabei werden Möglichkeiten der Störungsprävention im Unterricht und ausgewählte Themen der Diagnostik von Begabungskompetenzen auf der Grundlage systematischer Bewegungsanalysen vorgestellt, zunächst aber an einem ausgewählten Beispiel mögliche Wege zur Lösung von Konflikten im Unterricht, die grundlegende kindliche Lern- und Entwicklungsprozesse be- oder verhindern können. 1 Vgl. dazu Vera Gehrs: Tanzkunst in Förderschulen, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hrsg. vom Bundesverband Tanz in Schulen e. V., Köln 2011, S. 46. Vgl. auch http://www.bv-tanzinschulen.info/qualitaetsrahmen.html (letzter Zugriff 23.07.14).2 Als Begabungskompetenz bezeichnet man die Fähigkeit von Kindern, die eigene Begabung in Leis -tung umzusetzen.