Klimawandel im Klassenraum 337 und für die gesetzlich verpflichtende Fortbildung selbständig praktizierender Psy-chotherapeuten in Deutschland akkreditiert wurde.Pesso und Boyden entdeckten in ihrer Arbeit, zunächst als Tanzpädagogen und Choreographen, später in gruppentherapeutischen Kontexten, fünf grundlegende Bedürfnisse, deren Befriedigung als Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit al-tersgemäße Persönlichkeitsentwicklungen möglich sind. Das erste und wichtigste Grundbedürfnis ist das nach Platz. Sind in der Paarbeziehung die inneren und äu-ßeren Bedingungen zur Elternschaft gegeben, so hat das Kind einen guten » uran-fänglichen Platz « .5 Der erste, konkrete Platz ist für das Ungeborene die Gebärmut-ter. Albert Pesso verwendet gerne das Wortspiel (Place, Placenta). Im Mutterleib wird es genährt, getragen, geschützt und begrenzt. Damit sind auch die weiteren vier Grundbedürfnisse bezeichnet: das Bedürfnis nach Nahrung (zunächst im kör-perlichen, später auch im metaphorischen Sinne von seelischer, geistiger und auch spiritueller Nahrung), nach Unterstützung, nach Schutz und nach guter Begren-zung. Die Gebärmutter ist der das Ungeborene am Lebensbeginn nährende, unter-stützende, schützende und begrenzende Ort. » Dieser erste uranfängliche Platz defi-niert quasi von Anfang seiner Existenz an die Daseinsberechtigung dieses Kindes und seine Zugehörigkeit zu den Menschen, die es in liebevoller Weise empfangen, auf die Welt bringen und in seiner weiteren Entwicklung für es sorgen. Damit weiß es, wo es hingehört, wohin es zurückkommen kann, wenn es etwas braucht, und die Liebe dieser Eltern, die es immer wieder erfährt, definiert seine Zugehörigkeit und Verbundenheit wie auch seinen ersten basalen Lebenssinn.« 6 In der Pesso-Therapie beginnt deshalb die individuelle Bearbeitung von Gefüh-len und Erinnerungen in einer drauf vorbereiteten Gruppe, die » Struktur « genannt wird, mit der Suche eines passenden Platzes im Gruppenraum. Personen, die sich für die Behandlung eines Themas entscheiden, sind in der Regel bereits mit eigenen Erfahrungen und Empfindungen in Verbindung, die in Körperprozessen und Reak-tionsmustern sichtbar sind. » Die Entscheidung, sich für ihre Struktur einen passen-den Platz im Raum zu suchen, hilft ihnen […], sich dieser Gefühle wie auch der da-mit verbundenen Körperempfindungen bewusster zu werden […]. Manchmal su-chen sie sich dazu einen Platz im Raum, an dem sie eine Wand in ihrem Rücken spüren können, weil da ein ›altes Thema‹ von Bedrohung in ihnen ist und sie diesen Schutz in ihrem Rücken brauchen. Bisweilen suchen sie auch einen Platz relativ weit vorne in der Gruppe, sodass die anderen Gruppenteilnehmer ihr Gesicht nicht sehen können. Dies kann damit zu tun haben, dass gesehen werden in ihrer Ge-schichte mit Entwertung oder Scham verbunden war. Häufig spielt auch der Ab-stand zu den anderen Gruppenteilnehmern eine wichtige Rolle (zu viel räumliche Nähe kann z. B. bedrohlich sein) bzw. auch der Abstand zu mir, der gewährleistet 5 Leonhard Schrenker: Pesso-Therapie. Das Wissen zur Heilung liegt in uns. PBSB als ganzheitliches Verfahren einer körperorientierten Psychotherapie, Stuttgart 2008, S. 40.6 Ebd., S. 41.