340 Bernhard Müßgens berufliche Entwicklung brauchen, ohne dabei ihre natürliche Lern- und Lebensfreu-de und ihre Leistungsmotivation zu verlieren.Gespräche über die soziale Situation in der Klasse sind zu Projektbeginn unver-zichtbar. Sie werden lange vor Semesterbeginn zwischen Lehrern, Schul- und Pro-jektleitung geführt. In den ersten Gesprächen wird auch die Ausstattung der in Fra-ge kommenden Unterrichtsräume besprochen. Erweist sich ein vorgesehener Unter-richtsraum als ungeeignet, werden Alternativen gesucht. Der Gastgeber entscheidet aber, wo der Unterricht stattfindet. Erst danach geht es um die Frage, wann, wie oft und wie lange ich mit den Studierenden in die Schule komme. Neben der Bereit -schaft zur Kooperation ist eine klare Arbeitsteilung wichtig. Immer bin ich für die Studenten zuständig, die Lehrerinnen und Lehrer für die Kinder. Die Gruppenzu-sammensetzungen Studierender entwickeln sich aus der Planung am Semesterbe-ginn. Bei der Zuordnung der Kinder zu Gruppen von Studierenden spielt der Zufall mit. In der ersten Projektstunde stellen sich gelegentlich befreundete Kinder dicht zusammen. In diesem Fall zähle ich bis zur Anzahl der vorgesehenen Gruppen durch, in der Regel von eins bis vier. Kinder mit gleicher Ziffer gehören zu einer Gruppe. So kommen Kinder gemeinsam mit Klassenkameraden zusammen, mit de-nen sie sonst wenig Kontakt pflegen oder denen sie ausweichen. Die Frage, wie Kin-der und Studierende sich auf die zur Verfügung stehenden Räume verteilen, liegt bei mir in Absprache mit den Studierenden und im Rahmen der Vorgaben der Schule. Ich entscheide, berate mich aber mit dem Kollegium und berücksichtige da-bei Vorschläge der Studierenden, die oft sehr gut sind. Ich habe mich auch schon gegen den Willen der Studierenden entschieden und musste Ihnen nachher sagen, dass sie recht hatten, und dass ich einen Fehler gemacht habe. Gegen Ende der Pro-jekte kennen die Studierenden » ihre Schützlinge « (so eine häufige Bezeichnung in den anschließenden Klausuren) besser als ich. Ich kann also auf die Erfahrungen der Studierenden mit den Kindern vertrauen.In den ersten Semesterwochen entwickeln die Studierenden in der Universität eigene Tänze. Dabei sammeln sie persönliche Erfahrungen miteinander in einem ge-schützten Unterrichtsraum. Sie erspüren, wo ihr sicherer Ort innerhalb ihrer Ar-beitsgruppe ist. Da sie die Kinder, mit denen sie arbeiten werden, oft durch Video-aufnahmen mit anderen Studentengruppen aus früheren Semestern kennen lernen, entstehen früh konkrete Unterrichtsziele und realistische Vorstellungen über mög-liche Hindernisse oder Konflikte bei ihrer Verwirklichung. Die Vorbereitungsphase ist abgeschlossen, wenn eine angenehme und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre zwischen den Studierenden deutlich wird und Sorgen und Befürchtungen bezüg-lich der Planungs- und Unterrichtsabschnitte offen ausgesprochen werden. Die offe-ne Grundstimmung übertragen die Studierenden auf die für sie neue Situation in der Schule. Die Form der ersten Tanzgestaltungen mit den Kindern ist ganz ähnlich ihren eigenen Erfahrungen in der reinen Studierendengruppe. Den organisatori-schen Rahmen gebe ich zu Projektbeginn vor. Dazu gehört die Bildung von in der Regel vier Gruppen, die jeweils gleich große Raumanteile zur Verfügung haben. Die Musikauswahl, die Dauer der Arbeitsphasen, die Form der Präsentation von Ar-