Pink Floyd: » High Hopes « 361 Einflüsse umbilden – sie » erhält ihren Sinn von uns « .36 So wird durch den massiven Einsatz der Instrumentalbegleitung das Zeiterleben, das vorher geschehen war, nach einer kurzen Phase der Unentschiedenheit förmlich ausgelöscht. Erst nach die-sem Bruch wird die Glockenstimme erinnert, in manchen Momenten des Stückes kann dieser Grund auch nur erahnt werden.» High Hopes « endet wie es begann, mit der auslaufenden Glockenachse, die in-strumentale Stütze wird ausgeblendet. Hier gibt es jedoch keinen plötzlichen Bruch durch eine massiv eintretende Veränderung, kein Vergessen: Die Glockentöne wer-den anders als zu Beginn – nämlich nun eindeutig synkopisch – empfunden, das durch den längst verstummten Instrumentalsatz gefestigte Metrum schwingt im Hörer nach. Auch wenn ihm hier längst der metrische Puls entzogen ist, verwischt sich das Metrum erst allmählich in seiner retentional abklingenden Nachträglich-keit.In diesem Verflüchtigen des ehemals tragenden Grundes, der von Schlag zu Schlag blasser wird, trägt das Glockengeläut nur noch » die Farbe der Vergangen-heit, aus der es stammt « .37 Es erfolgt also kein statisches Festhalten an der Präsenz der Dinge wie im beschriebenen Fall bei Maurice Ravel, sondern jeder einzelne Ton ist ein Nachschwingen, das die Vergangenheit nicht abschütteln kann; ein Ausläu-ten mit sehnsuchtsvollem Blick zurück – und hier auch an den Anfang des Textes: » Wir sind nicht bloß die Summe der einzelnen Momente unseres Lebens, sondern vielmehr das Ergebnis des sich fortwährend wandelnden Sinnes, den es durch jeden neuen Moment gewinnt. Denn ein solcher Moment verlängert nicht nur unser Da-sein, sondern schafft einen neuen Gesichtspunkt, von dem aus oft das ganze Bild unseres Lebens verändert erscheint.« 38 36 Hauser: Begriff der Zeit, S. 815 (s. Anm. 1).37 Dahlhaus: Musikästhetik, S. 115 (s. Anm. 2).38 Hauser: Begriff der Zeit, S. 810 (s. Anm. 1).