Mozart – Hummel – Chopin. Zur Tradition der Sonatenform 369 Dominantebene. Bei der B-Dur-Sonate KV 333 ist es ähnlich – drei Themen im Hauptsatz und zwei im Seitensatz. Bei der Addition der thematischen Gedanken berücksichtigt Irving die Varianten, was ich bereits hervorgehoben habe, sowie mu-sikalische Gedanken in Form von Überleitungen, die bei Mozart auch einen melodi-schen Ausdrucksgehalt haben.18 Nichts desto weniger handelt es sich um den Ab-lauf klarer ausdrucksstarker Melodien, die manchmal mittels einer Überleitung voneinander getrennt sind, manchmal unmittelbar aufeinander folgen, und nicht um die Polarisierung zweier kontrastierender Themen. Der musikalische Einfalls-reichtum Mozarts ist unbändig, daher lassen sich schwerlich genaue Zahlen ermit-teln, dies umso mehr, als dass die Unterteilung in gesonderte thematische Gedan-ken durchaus umstritten sein kann. Es lohnt sich, an dieser Stelle die eigensinnige und der Ironie nicht entbehrende Ansicht von Szymanowski zu zitieren:19 Die Leichtigkeit, mit der er [Mozart] seine Musik schuf, erinnert fast an die ›meisterhaften Tricks‹ [von Gauklern?]. Es ist keine gesunde Anstrengung bei dem Kampf um deren ›Schönheit‹ zu spüren. Es scheint, dass er [sein Werk] nicht ›erschuf‹, sondern dass ihm alles von einer zauberhaften Fee – als Patin – geschenkt wurde; sie ist zweifellos großzügig, doch der phantastische Reich-tum all dessen [erscheint] fast geschmacklos […], wie bei der Beobachtung ei -nes Jongleurs, der zu viele Bälle auf einmal in die Luft wirft. Beispiel 1: W. A. Mozart, Sonate B-Dur, KV 333, 1. Satz: Drei ausgewählte Themen aus der dominantischen Ebene:a) Takt 23–31 18 Ebd., S. 122–123.19 Szymanowski: Pisma. Band 2. Pisma literackie [Schriften. Band 2, Literarische Schriften], hrsg. von Teresa Chylińska, Kraków 1989, S. 327. Sie behält sich vor, dass dieser Text möglicherweise die Äu-ßerung einer seiner literarischen Figuren – z. B. Efebos – sein könnte und dass seine Drastik in einem gewissen Gegensatz steht zu Szymanowskis Einschätzung von Mozart in seinem weiter oben zitier -ten Text » Fryderyk Chopin « (s. Anm. 5).