Mozarts Streichquintette KV 593 und KV 614: Ein kontrastierendes Werkpaar?397 Jahr 1787 werden hier stärker Gemeinsamkeiten benannt: so weist Jahn auf die » ernsthafte[n] musikalische[n] Combinationen « 16 in den beiden Finalsätzen hin, und auch Einstein spricht davon, dass » beide […] alle Kennzeichen der Komposi-tion für einen Kenner « 17 tragen.Obwohl also durch Entstehungszeit und den unterschiedlichen Charakter der Werke nahe zu liegen scheint, dass Mozarts Wiener Streichquintette jeweils kontras-tierende Paare bilden, finden sich nur vereinzelt Analysen, in denen diese tatsäch-lich vergleichend gegenübergestellt werden. Bis zum Mozartjahr 1991 war die Forschungslage zu den Streichquintetten noch ausgesprochen spärlich – insbesondere zu dem letzten Quintettpaar lag kaum Lite-ratur vor. Seither sind zahlreiche Beiträge erschienen, die – ausgehend von der bei Rosen zu findenden Beobachtung, dass Mozart sich immer genau dann dem Streichquintett zuwandte, wenn er gerade eine Serie von Quartetten geschrieben hatte, » so als spornten ihn die soeben mit vier Instrumenten gemachten Komposi-tionserfahrungen dazu an, das reichere Medium aufzugreifen « ,18 – die satztechni-schen Entwicklungen und Wechselwirkungen zwischen Quartetten und Quintetten untersuchen: » Vom Streichquartett zum Streichquintett « 19 wie auch » Vom Streich-quintett zum Streichquartett « .20 Wie KV 174, so stehen auch die späten Quintette in einer komplizierten Bezie-hung zu den ihnen vorausgehenden oder folgenden Streichquartetten, und es ist offenkundig, daß Mozart hier in zwei Anläufen auf höherem Niveau noch einmal das ganze Spektrum der Möglichkeiten des fünfstimmigen Satzes ent-wickelt, den Quintettsatz gegen den Quartettsatz abgrenzt und einen spezi -fischen Gattungsstil formuliert, der das Quintett auf das Niveau des Quartetts hebt […].21 Im Mittelpunkt der Forschung standen vor allem die Quintette KV 515 und 516 als erste der vier großen Streichquintette und ihre satztechnischen Bezüge zu den vor-angehenden wie den folgenden Streichquartetten, während auf die beiden späten Streichquintette dann aus Platzgründen (oder weil sie zu dieser Fragestellung weni-ger Spannendes zu bieten schienen?)22 oft nicht mehr näher eingegangen wurde.16 Jahn, Mozart, Bd. 4, S. 105 (s. Anm. 7).17 Einstein: Mozart, S. 209 (s. Anm. 9). 18 Rosen: Der klassische Stil, S. 300 (s. Anm. 10).19 Wolf-Dieter Seiffert: Vom Streichquartett zum Streichquintett. Satztechnische Bezüge zwischen kam-mermusikalischem Früh- und Spätwerk bei Mozart, in: Mozart-Jahrbuch 1991, Kassel 1992, S. 671–677.20 Thomas Christian Schmidt: » Vom Streichquintett zum Streichquartett « ? Zur Satztechnik in Mozarts später Kammermusik für Streicher, in: Mozart-Jahrbuch 1996, Kassel 1997, S. 1–22. Dort auch ein kurzer Forschungsbericht über die weitere Literatur zu diesem Aspekt.21 Ludwig Finscher: Artikel » Streichquintett « , in: MGG2, Sachteil, Kassel/Stuttgart 1998, Sp. 1998.22 So Werner Grünzweig: » Die Quintette C-Dur KV 515 und g-Moll KV 516 nehmen auch innerhalb von Mozarts eigenem Quintettschaffen eine Ausnahmestellung ein (denen gegenüber man die späteren, D-Dur KV 593 und Es-Dur KV 614, als konventioneller bezeichnen muß)« (Orchestrale Kammermu-sik. Faktur und Wirkung der Streichquintette Mozarts. In: Internationaler Musikwissenschaftlicher