400 Friederike Ramm Als Bindeglied der beiden, die einen ›neuen Weg‹ Mozarts aufzeigen, benennt er den gelegentlichen Verzicht auf äußerliche Vielfalt zugunsten einer einzigen Grund-idee. Außerdem weist er auf thematische Bezüge (die Hornmotive zu Beginn der Kopfsätze) und neuartige satztechnische Konstellationen hin.33 Schließlich grenzt er die beiden Werke deutlich von dem früheren Paar ab:The essence of the ›late‹ style, characteristic in particular of the two last quin-tets, is a return to an earlier aesthetic, one of unity of affect. It is not a return to an earlier style, one marked by uniformity of surface: for Mozart the surface often remains as varied as ever, sometime more varied, more disjunctive. But underneath, there is a uniformity of idea or topic that motivates and is ex-pressed by the music. In this respect, the later quintets are strikingly different from the quintets of 1787, where variation, change, disruption and disjunction, even at the level of the whole, is paramount.34 Matthias Schmidt wendet sich in seinem Handbuchartikel gegen eine Auffassung, die Mozart eine bewusste » Höherentwicklung der Gattung « Streichquintett unter-stellt, und betont die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen den Gattungen sowie Mozarts Fähigkeit, auf neue Aufgaben und Kontexte zu reagieren: » Wesentlich für eine Betrachtung sollte daher stets Mozarts kompositionstechnischer Erfahrungs-stand, weniger aber das Bestreben sein, einer planvollen entwicklungsgeschicht-lichen Systematik […] Geltung zu verschaffen.« 35 Die Quintette von 1787 und 1790/91 werden jeweils gemeinsam – unter Wiedergabe bisheriger Forschungser-gebnisse und mit der Besprechung einzelner Sätze – unter den Schlagworten » Grenzüberschreitungen « (KV 515/516 und KV 406) und » Durchlässigkeit « (KV 593/ 614) abgehandelt. Eine deutliche Abgrenzung der jeweils in zeitlicher Nähe entstan-denen Quintette findet nicht statt.Kriterien Werkpaare sind ein Topos der Mozartliteratur. Ausgangspunkt für eine solche An-nahme ist üblicherweise eine zeitnahe Entstehung von zwei Werken derselben Gat-tung verbunden mit dem kontrastierenden Charakter des Paars. In vielen Fällen bleibt es bei dieser Feststellung und die beiden Werke werden jedes für sich darge-stellt, evtl. mit gelegentlichen Querbezügen. Denn die Schwierigkeit scheint zu sein, wie Matthias Walz, der die Sinfonien Beethovens auf Werkpaare hin untersucht hat, treffend formulierte, die » unmittel-33 » a new path […], one that sometimes eschews surface variety for the sake of a single motivating idea « (Eisen: The Cambridge Mozart Encyclopedia, S. 76; s. Anm. 31). Zu den Hornquinten in beiden Werken vgl. auch Finscher: Bemerkungen zu den späten Streichquintetten, S. 161 (s. Anm. 27).34 Eisen: The Cambridge Mozart Encyclopedia, S. 77 (s. Anm. 31).35 Matthias Schmidt: Streichquintette, in: Mozarts Klavier- und Kammermusik, hrsg. von dems., Laaber 2006 (= Das Mozart-Handbuch, Bd. 2), S. 451–482, hier S. 480 und S. 462. Vgl. dazu auch Wolff: à 1, 2, 3, 4, et 5 parties, S. 17 und 21 (s. Anm. 24).