Mozarts Streichquintette KV 593 und KV 614: Ein kontrastierendes Werkpaar?403 sentiert (1–3: thematisch-durchbrochene Arbeit; 4–6: zielgerichteter formaler Ver-lauf).47 Also auch hier die Betonung des Verbindenden.Der » für Mozart charakteristischen Dreierordnung « 48 hat vor allem Peter Gülke in verschiedenen Publikationen nachgespürt. Unter den Überschriften » Exempla-risch gegensätzlich: ein Opus « (KV 466, 467 und 482) und » Noch eine Trias?« (KV 488, 491 und 503) fasst er die Klavierkonzerte der Jahre 1785/86 in zwei Dreier-gruppen zusammen. Sie bestehen aus jeweils einem konträren Werkpaar, dem bei-de Male ein neutraleres » Tertium comparationis « in etwas größerem zeitlichem Ab-stand folgt.49 Da Dreiergruppierungen im Fall der Streichquintette – abgesehen von diesbezüglichen Spekulationen hinsichtlich der Fragmente aus dem Umfeld der Paare 50 – keine Rolle spielen,51 sei hier das Augenmerk auf Gülkes Ausführungen hinsichtlich der jeweils » exemplarisch gegensätzliche[n] Konzeptionen « 52 gerichtet.–Als grundsätzliches Kriterium bezieht Gülke jeweils das Tonartenverständnis der Zeit (Schubart) mit ein, und zwar ausdrücklich auch als mögliche » semantische Vorgabe « und » kompositorische[s] Programm « . So stehen sich etwa bei KV 466 und 467 die konträren Charaktere der Tonarten d und C (» schwermütig « – » ganz rein « ) gegen-über.53 –KV 488 und 491: Der unterschiedliche Bezug zum Rezipienten beider Konzerte (» hei -ter gelöste Verbindlichkeit « / » kompromissloses Selbstgespräch « ) ist nicht prinzipiell, sondern durchdringt sich in der » Doppelstrategie « Kenner/Nichtkenner gegenseitig. – Die Mittelsätze stehen jeweils in der Paralleltonart, was speziell in diesen Fällen Un-konventionelles birgt.54 Schließlich darf ein Blick auf die Sinfonien des Jahres 1788 nicht fehlen, da gerade im Zusammenhang mit den Quintetten in C und g immer wieder auf die ein Jahr später geschriebenen Sinfonien in denselben Tonarten hingewiesen wird. Während Gülke die drei letzten Sinfonien als Trias auffasst, deren Querverbindungen er in der Studie » Triumph der neuen Tonkunst « (Kassel 1998) nachgeht, meint Volker Scherliess in seinem Handbuchartikel, dass » eher das Individuelle als das Verbin-dende « auffalle:47 Joachim Brügge, Ausgesuchte Aspekte zu den Werkautographen, am Beispiel von KV 458 I, und den Skizzen und Fragmenten im Umfeld der » Haydn-Quartette « Mozarts. In: Mozart-Jahrbuch 2001, Kassel 2003, S. 345–354, hier S. 346. Vgl. Marianne Danckwardt, Mozarts » ganz neue besondere Art « zu schreiben: der Kopfsatz aus dem Streichquartett KV 458 (1784), in: Mozart-Jahrbuch 1984/85, Kassel 1986, S. 24–32.48 Brügge: Ausgesuchte Aspekte zu den Werkautographen, S. 345.49 Gülke, in: Mozart Handbuch, S. 352, 358 und 353 (s. Anm. 37).50 Siehe unten Seite 408.51 Vgl. dagegen Gülkes Bestreben, das Werkpaar KV 515/516 mit KV 614 zu einer Trias mit der ›Frei-maurer-Tonarten‹-Konstellation Es/g/C zusammenzufassen (» Triumph der neuen Tonkunst « , S. 14f.; s. Anm. 1).52 Gülke, in: Mozart-Handbuch, S. 353 (s. Anm. 37).53 Ebd., S. 353 und 355.54 Ebd., S. 359.