Mozarts Streichquintette KV 593 und KV 614: Ein kontrastierendes Werkpaar?405 problems beinhalten.57 Als Ergänzung der musikalischen Beobachtungen können Daten zur Entstehungs-, Aufführungs- und Erscheinungsgeschichte sowie Rezep-tionsdokumente und Äußerungen des Komponisten herangezogen werden. Das Zu-sammenspiel der beiden Komponenten im Begriff des » kontrastierenden Werk-paars « verdeutlicht Walz als » ein kontrastierendes Paar, dessen Paarhaftigkeit im Kontrast gründet und dessen Kontrast durch die Paarhaftigkeit deutlich wird « .58 In seinem Überblick über instrumentale Werkpaare und Werkzyklen Mozarts bis zu den Haydn-Quartetten grenzt Ludwig Finscher die Mozartsche Motivation für Werkpaare von derjenigen Beethovens ab und bemerkt, dass es Mozart » mehr um das Ausbreiten und zugleich Bändigen, nicht um das dialektische Ausspielen von Alternativen [ging]« . Die Funktion von Werkpaaren bzw. Werkzyklen bei der Aneignung oder Umwandlung einer Gattung sowie ihre zunehmend komplexer werdenden Bezüge (» durch ein Geflecht von Kontrasten und Analogien zusammen-gebunden « ) zeichnet Finscher chronologisch anhand der Gattungen Klaviersonate und Streichquartett nach.59 –erste Ansätze zur Komplementarität in Tonartenspektrum und Tonartenfolge (1764: Sonaten KV 6/7 und 8/9)–Werkpaare und Zyklen zur Systematisierung des Handwerks, als systematisches Durchspielen von kompositorischen Möglichkeiten (1772: sechs Sinfonien KV 128–130 und KV 132–134)60 –Durchnummerierungen der einzelnen Werke und » einfache Ordnungen « in Bezug auf Satzfolgen, Satzarten, Taktarten etc. als Hinweis auf erste intentional entstandene Zy-klen (1772: Divertimenti KV 136–138)–Zyklus- und Werkpaarbildung durch deutliche Differenzierung in den Kopfsätzen (Proportionen der Satzteile, Zahl der formbildenden Gedanken, Intensität und Länge der Durchführungen, herrschende Tonfälle und deren Differenzierung) und den Fi-nali (Form, Satzlängen, Themenfülle bzw. thematische Ökonomie, Affektstärke) (1772/73: Quartette KV 155–160)–Durchspielen von generellen Form- und Tonsatzproblemen, insbesondere in der Aus-einandersetzung mit Haydn (1773: Quartette KV 168–173)57 Kriterien in Anlehnung an Paul Bekker bzw. Maynard Solomon (vgl. ebd.).58 Ebd., S. 273.59 Ludwig Finscher: Mozart und die Idee des Instrumental-Zyklus bis zu den Haydn-Quartetten. Eine Skizze, in: Mozart-Jahrbuch 2009/10, Kassel 2012, S. 69–91, hier S. 69 und 80. 60 Wolfgang Gersthofer zeigt in seinen vergleichenden Analysen der sechs Sinfonien, wie Mozart sich hier in jeweils kontrastierenden Werkpaaren verschiedene Stilrichtungen, unterschiedliche Coda-Arten etc. erarbeitet. Siehe: Mozarts frühe Sinfonien (bis 1772). Aspekte frühklassischer Sinfonik, Salzburg/ Kassel 1993, S. 290–390.