408 Friederike Ramm Zu dem Menuett von KV 515 hat es offensichtlich eine Konzeptpartitur gegeben, denn dieser Teil der autographen Partitur steht in der – bei Mozart seltenen – Rein-schrift 72 und hat sowohl eine andere Tintenfarbe (braun) als auch Papiersorte (Was-serzeichen 82). – Bezüglich des späteren Quintettpaars gibt es keinerlei Überschnei-dungen im Papiergebrauch.73 Weiterhin weisen die Quellenuntersuchungen Tysons darauf hin, dass den bei-den Werkpaarphasen jeweils einige Quintett-Fragmente zuzuordnen sind, entweder als möglicherweise erster Anlauf zu einer Werkidee, die dann im folgenden Quin-tett anders realisiert wurde (so Ulrich Konrad zum Verhältnis des B-Dur-Fragments Anh. 80 KV 514a zum Quintett KV 515)74 oder als drittes Werk, das das Paar zu ei-nem Dreierzyklus ergänzen sollte. Dies wäre möglich bei dem Fragment in D (Anh. 83 KV 592b),75 das laut Tyson ab Dezember 1787 zu datieren ist,76 und even-tuell auch für das Fragment in Es (Anh. 82 KV 613b), dessen Datierung unklar ist (1786/87 77 oder auch 1790; im letzteren Fall wäre es dem Umfeld von KV 593 zuzu-ordnen). Eindeutig aus der Zeit des letzten Quintetts stammen dagegen die Fragmente in a und F (Anh. 79 KV 515c und Anh. 87 KV 515a; letzteres vermutlich als langsamer Satz dazugehörend).78 Da dieses Papier (Wasserzeichen 102) ab März 1791 zu haben war, können die Fragmente sowohl vor als auch nach KV 614 entstanden sein, es wären also beide obengenannten Optionen denkbar: » Was an A-minor quintet star-tet as a companion piece to those other two – or was it perhaps overtaken and re-placed by K. 614?« 79 Es ergeben sich in diesen Jahren also deutlich zwei Phasen für Mozarts Beschäf-tigung mit dem Streichquintett: Die erste reicht von April 1787 (oder früher) bis An-fang 1788, als Mozart die c-Moll-Bläserserenade KV 388/384a zum Streichquintett KV 406/516b umgearbeitet hat, um eine Dreiergruppe zur Subskription anbieten zu können. Die zweite beginnt möglicherweise schon im Herbst 1790 – Tyson vermu-tet, dass Teile des ersten, zweiten und vierten Satzes von KV 593 bereits vor Mo-zarts Reise nach Frankfurt am 23. September 1790 geschrieben wurden 80 – und Haydn-Quartette nahegelegt (Studies of the Autograph Scores, S. 84ff.; s. Anm. 68).72 Konrad: Mozarts Schaffensweise, S. 349 (s. Anm. 70). Zum Schriftbild der » Reinschrift « vgl. ebd., S. 347.73 Schmid: Kritische Berichte, S. 73 und 85 (s. Anm. 67).74 Ulrich Konrad: Fragmente aus der Gegenwart. Mozarts unvollendete Kompositionen für Streichquin-tett, in: Mozarts Streichquintette, hrsg. von Cliff Eisen und Wolf Dieter Seiffert, Stuttgart 1994, S. 163–193, hier S. 190f. Das Fragment 514a hat das gleiche Papier wie das Finale von KV 515 (Wasserzei-chen 55), vgl. ebd., S. 169, und Schmid: Kritische Berichte, S. 25; s. Anm. 67.75 So Schmid: Einleitung, S. XI (s. Anm. 4).76 Tyson: Studies of the Autograph Scores, S. 142 (s. Anm. 68).77 Frühestens November 1786 (ebd., S. 141). 78 So Tyson, ebd., S. 17, und andere. Dagegen fasst Finscher auch sie als ein Werkpaar auf (Finscher: Mozart und die Idee des Instrumental-Zyklus, S. 69; s. Anm. 59), was bedeuten würde, dass in die-sem Fall gleichzeitig an einem Quintettpaar gearbeitet worden wäre.79 Tyson: Studies of the Autograph Scores, S. 17f. (s. Anm. 68).80 Ebd., S. 33. Vgl. auch Schmid: Kritische Berichte, S. 73 (s. Anm. 67): » Das Autograph zeigt zum Teil deutlich mehrere Arbeitsgänge in drei verschiedenen Tinten, und zwar eine kräftige schwarzbraune,