Mozarts Streichquintette KV 593 und KV 614: Ein kontrastierendes Werkpaar?409 reicht bis April 1791 (oder auch darüber hinaus, falls die Fragmente in a und F ei -nem späteren ›dritten Werk‹ zugehören sollten).Die gut zweieinhalb Jahre zwischen diesen beiden Phasen begleitete Mozart das Streichquintett insofern, als er die drei Quintette zu vermarkten suchte, zuerst durch seinen Subskriptionsaufruf, der beim letzten Mal bis zum 1. Januar 1789 ver -längert wurde, und dann durch die Drucklegung von KV 515 81 und 516 bei Artaria (angezeigt in der » Wiener Zeitung « am 1. 8. 1789 und 21. 8. 1790).82 So gesehen schließt sich die zweite Phase fast nahtlos an.Konrad Küster hat aufgezeigt, dass sich Mozarts Arbeitsrhythmus in jener Zeit an den Erfordernissen des Wiener Musiklebens orientierte: So vollendete Mozart in der Regel in den Wintermonaten Kompositionen für die laufende Konzertsaison und im Sommer Werke, die veröffentlicht werden sollten, also vor allem Kammer-musikwerke. Die Fertigstellung von KV 593 und 614 im Dezember und am 12. April passt insofern nicht ganz in diesen Rhythmus, als sie während der winterlichen Konzertsaison stattfand, und es ist daher unklar » in welchem aktuellen Schaffens-konzept die Vollendung der beiden Quintette steht « .83 Wurde einfach ein Zeitfens-ter genutzt, da der Frühsommer für die Komposition der » Zauberflöte « verplant war?84 Oder wurden sie im Hinblick auf eine Aufführung innerhalb der aktuellen Konzertsaison niedergeschrieben, die in diesem Jahr am 17. April endete?85 Motivation In Ermanglung von biographischen Fakten zu einer möglichen Konzeption der vier Quintette als kontrastierende Paare seien im Folgenden noch einige Überlegungen zu Mozarts Schaffensweise ergänzt. Waren Werkpaarkonzepte Teil seines komposi-torischen Denkens?eine hellere rötlichbraune sowie eine etwas wässerige grauschwarze (bisweilen etwas bräunliche)« . – Allerdings hatte Mozart in einem Brief aus Frankfurt (8. Okt.) noch seine Absicht mitgeteilt, » kleine quartett=suscriptions=Musiken zu geben « (zit. nach Seiffert: Vom Streichquartett zum Streichquin-tett, S. 676; s. Anm. 19). Sind bei der kompositorischen Umsetzung dieses Plans, dem möglicherweise das Fragment in e-Moll KV 417d (Anh. 84) zuzuordnen ist, aus den Quartetten Quintette geworden?81 Schmid: Einleitung, S. XIIf. (s. Anm. 4). Vgl. hierzu auch die Vermutung Schmids, dass einige der Er-gänzungen Mozarts in den » Bonner Stimmen « von der Vorbereitung zur Drucklegung von KV 515 herrühren könnten. Die erst 2001 entdeckten Stimmenhefte enthalten autographe Eintragungen Mo-zarts, vor allem dynamische Angaben, die mit denen des Erstdrucks weitgehend übereinstimmen (ebd., S. XVf.).82 Otto Erich Deutsch: Mozart. Die Dokumente seines Lebens, Kassel 1961 (= NMA X/34), S. 306 und 325ff.83 Konrad Küster: W. A. Mozart und seine Zeit, Laaber 2001, S. 394 und S. 396.84 Vgl. die ähnliche Situation im Jahr 1787 (ebd., S. 376f.)85 Ebd., S. 393. Vgl. dazu auch Ulrich Konrad, der eine Vollendung der Streichquintette im Kontext von privaten Konzerten für möglich hält, wie sie Mozart ja in seinem Brief an Constanze (s. o., Anm. 80) für die Zeit ab Advent angekündigt hatte (Artikel Mozart, in: MGG2, Personenteil, Kassel/Stuttgart 2004, Sp. 642). – Deppert spricht sogar (mit Hinweis auf Robbins Landon: Mozart Essays, [London] 1995, S. 155f.) von wenigstens einer sicher identifizierten Aufführung von KV 593, unter Mitwirkung von Joseph Haydn vor dessen Abreise nach England am 15. Dezember 1790 (vgl. ders.: Mozart und Haydn, S. 26; s. Anm. 66).