416 Friederike Ramm Schlusssätze Gesamt Exposition Durchführung Repriseneinschub Coda KV 515 (2/4)539 210 –36 73 KV 516 (3/4, 6/8)(38 +) 297 144 –16 (neues Thema) (- 22) + 16 57 KV 593 (6/8)279 100 70 (- 43) + 18 (Fugato);30 (neues Thema aus der Df.)–KV 614 (2/4)327 86 + 16 (Wdh. Refr.)79 – 59 Zwar reicht KV 516 im Umfang nicht annähernd an das Schwesterwerk heran, doch sind die Expositionen immerhin zumindest ein wenig länger als die der letzten bei-den Quintette. Ludwig Finscher ist zudem die Beobachtung zu verdanken, dass sich die Proportionen der Formteile von KV 593/I und 614/I fast genau entsprechen.113 Themenanzahl Die gängige Charakterisierung Mozarts als den » um ›gedanken‹ nie Verlegenen « 114 – im Gegensatz zu Haydn, der aus wenigem Material in thematischer Arbeit erst et-was entwickelt –115 findet sich in den beiden früheren Quintetten bestätigt. Themen-komplexe, die zwei oder mehr Themen bzw. Gedanken enthalten, sind keine Selten-heit. Einige Sätze beginnen mit einer Abfolge von zwei Themen in der Tonika (KV 515/II, KV 516/I), andere weisen mehrere Seiten- oder Epilogthemen auf (KV 515/I, KV 516/II 116 ). Wieder einmal sind die Finali besonders auffällig, in denen wir beides vorfinden: Sowohl in der Tonika- als auch in der Dominantregion der Ex-position werden zwei oder mehr melodische Gedanken aneinandergereiht.117 113 Finscher, Bemerkungen zu den späten Streichquintetten, S. 161 (s. Anm. 27).114 Gülke: » Triumph der neuen Tonkunst « , S. 30 (s. Anm. 1).115 Vgl. etwa Thomas Schmidt-Beste: » Mozart reiht nicht selten unbekümmert Thema an Thema; Haydn beschränkt sich gerne auf einige wenige Motive, die dann umso vielfältiger verarbeitet werden « (So -nate, S. 77; s. Anm. 108). – Zur polythematischen Sonatensatzanlage bei Mozart vgl. auch im vorliegen-den Band: Irena Poniatowska: Mozart – Hummel – Chopin. Zur Tradition der Sonatenform, S. 50–58.116 Das erste ›Seitenthema‹ steht in der Molldominante. – Da KV 516 seinerseits durch zahlreiche satz-interne wie satzübergreifende Themenverwandtschaften geprägt ist (vgl. Flothuis: Streichquintett g-Moll, Tafelbeispiele nach S. 56; s. Anm. 64), relativiert sich der hier aufgestellte Gegensatz zwischen den beiden Werkpaaren insofern, als KV 515 und KV 516 in Bezug auf thematische Vielfalt/Ökono-mie selbst einen Kontrast ausbilden. Allerdings ist die Reihung von zwei oder mehreren Themen/Ge -danken/›Scheinthemen‹ tatsächlich etwas, das sich nur in dem früheren Paar findet, nicht aber im knapperen Zuschnitt der letzten beiden Quintette. – Bezeichnend in diesem Zusammenhang auch das Trio von KV 515, in dessen A-Teil drei verschiedene thematische Einfälle (jeweils achttaktig) an-einandergefügt werden.117 Vgl. Rosen: » Die für das Finale typische Lockerheit und weniger ausgeprägte Dramatik setzen Mo-zarts Melodienreichtum frei, so daß die ›zweite Themengruppe‹ [von KV 515] drei völlig neue Melo-dien enthält sowie eine vierte, die deutlich von einer dieser drei abgeleitet ist, und eine fünfte, die sich aus dem Anfangsthema entwickelt. […] Das Finale des Quintetts g KV 516 ist in eine ähnliche Form gegossen und enthält ebenfalls am Anfang zwei großzügige Themen in der Tonika, aber es ist dem Rondo näher […]« (Der klassische Stil, S. 311; s. Anm. 10). – Die beiden Themen im Finale von KV 516 stehen jeweils in dreiteiliger Liedform, wobei das zweite Thema scheinbar auf der fünften Stufe steht (1. Couplet?), dann aber doch zur Tonika zurückkehrt. Die Dominantregion beginnt mit einem » Scheinthema « (Flothuis), dem das eigentliche Seitenthema (oder Couplet?) nach einer kurzen Überleitung folgt. Dieses Ineinander von Sonaten- und Rondoform mit seinen ›Scheincouplets‹ und