432 Friederike Ramm Periode wird nur da verwandt, wo aufgrund des Satzcharakters eine eventuelle tän-zerische Wirkung ohnehin von vornherein ausgeschlossen ist: in der grüblerischen Einleitung und im ernst-feierlichen Adagio.Metrik Das » intrikate Spiel « 154 mit der Metrik durchzieht den ganzen Zyklus des D-Dur-Quintetts – von den ersten Takten des Allegros bis zum immer wieder ins Stocken geratenden Perpetuum-mobile-Finale.Auf die unterschiedlichen Nuancen der Auftakte zu Beginn des Kopfsatzes hat Ratner hingewiesen:155 Während der erste Auftakt als üblicher Marschauftakt ver-standen werden kann, gibt es im nächsten Zweitakter durch Dynamik und Phrasie-rung eine synkopische Verschiebung der Betonung. Zu Beginn des dritten Zweitak-ters wird das reguläre Metrum durch den übergebundenen Auftakt und die Liege-töne in der Begleitung scheinbar aufgehoben, und als wieder klare Impulse zu er-kennen sind, ist der Auftakt verschwunden: Die Schlusskadenz präsentiert sich ab-taktig, mit wuchtigen Nachschlägen, die in einer Generalpause ›nachhallen‹ (vgl. Notenbeispiel 1). Im Menuett werden die genauen metrischen Verhältnisse zunächst verschleiert: Der Auftakt ist jeweils in den übergreifenden Legatobogen integriert, die begleiten-den Stimmen haben unterschiedliche Schwerpunkte (2. Viola und Violoncello be-ginnen jeweils auf der ersten Zählzeit, 2. Violine und 1. Viola spielen die Figur um ein Viertel versetzt).156 Im vierten Takt werden die drei Gruppen aneinander ange-glichen und der Schwerpunkt entgegen der natürlichen Taktordnung zwei Takte lang auf die dritte Zählzeit festgelegt; dies entspricht genau der Phrasengliederung der Melodie. Im durchführungsartigen Mittelteil wird – nach einer modulierenden Variante des Vordersatzes – das Nachsatzmotiv durch Überbindung des Auftaktes in seiner synkopischen Wirkung noch verstärkt (T. 16ff.) und schließlich unter Weg-fall des Auftaktes in Hemiolen übergeführt (T. 18–21). Die Wiederaufnahme des A-Teils ist echte Reprise, indem sie aus dem Prozess der metrischen Arbeit die Konse-quenz zieht. Im Kanon nämlich stehen beide Versionen des Themas gleichberechtigt nebeneinander: die auftaktige und die von Anfang an latent vorhandene volltaktige Version.154 Vgl. Wolf Dieter Seiffert über das Menuett von KV 593 (Streichquintette für 2 Violinen, 2 Violen und Violoncello, in: Kammermusikführer, hrsg. von Ingeborg Allihn, Stuttgart/Kassel 1998, S. 438–445, hier S. 444).155 Vgl. Ratner: Classic Music, S. 388 (s. Anm. 119).156 Vgl. auch Seiffert: » [Es fällt] schwer, den satztechnischen Raffinessen hörend auf der Spur zu bleiben. Hauptgrund dafür ist M[ozart]s eindeutiges Bestreben, einerseits durch metrisch unerwartete Akzen-te, andererseits durch verschoben einsetzende Imitationsstimmen den zugrundeliegenden Dreiertakt zu verunklaren « (Kammermusikführer, S. 444; s. Anm. 154).