448 Friederike Ramm Die Schwierigkeiten, die sich im ersten Satz interpretatorisch aus der ständigen Wiederholung des Kopfmotivs und seiner Varianten ergeben, waren wohl der An-lass, weshalb Joseph F. Kraus gerade dieses Quintett für sein Coaching einer Einstu-dierung auswählte. Seine auf Schenker basierende Analyse unterbreitet » a basic rhythmic shape « auf verschiedenen Ebenen und setzte dieses in interpretatorische Ratschläge für die Musiker um: » Given the high degree of surface redundancy for this motivic idea, the performers appreciated the variety of approaches to its execu-tion.« 214 Kontrastierende Analyse?Die Rezeption des Es-Dur-Quintetts wurde so ausführlich wiedergegeben, weil nach der vergleichenden Analyse der Eindruck entstand, dass auch hier – wieder einmal – dieses Werk im Schatten des seinen experimentellen Charakter nach außen kehrenden Schwesterwerks stand. Und wieder einmal wurde der Besprechung des – hinsichtlich der gängigen und beliebten Analysekriterien Form, Harmonik, Metrik etc. ›interessanteren‹ – D-Dur-Quintetts deutlich mehr Platz eingeräumt … So muss am Schluss – auch wenn die ›Werkpaarfrage‹ als positiv beantwortet er-scheint, da gezeigt werden konnte, wie die beiden Quintette » durch ein Geflecht von Kontrasten und Analogien zusammengebunden « 215 sind – doch überlegt wer-den, ob gerade in diesem Fall die gemeinsame Analyse samt ihrer » Suche nach übergreifenden Momenten « tatsächlich dazu beiträgt, » die Individualität des einzel-nen Werkes [… zu] verdeutlichen « ,216 oder ob sie nicht auch die Gefahr birgt, dass der sich daraus ergebende Antagonismus eine differenziertere Wahrnehmung des eigentlichen Wesens überdeckt. Möglicherweise wird man dem Es-Dur-Quintett eher gerecht, wenn man sich in einer nicht vergleichenden Besprechung ganz auf das Werk und seine subtilen internen Kontraste einlässt, wie dies die dazu bereits erschienenen Publikationen wohl bestätigen.214 Joseph C. Kraus: Coaching Mozart’s String Quintet in E-Flat Major. Finding the Rhythmic Shape, Abschnitt [11], in: Music theory online 15 (2009), <http://www.mtosmt.org/issues/mto.09.15.2/mto.09.15.2.kraus.html>, Januar 2014.215 Finscher: Mozart und die Idee des Instrumental-Zyklus, S. 80 (s. Anm. 59)216 Gülke: » Triumph der neuen Tonkunst « , S. 16 (s. Anm. 1).