Entfaltung eines Motivkeims bei Felix Mendelssohn Bartholdy 471 Sie stimmt mit dem Anfang des englischen Klavier-Auszugs vollkommen und mit Mendelssohns Autograph der Bearbeitung 4 , das Vorlage für die englische Ausgabe war, hinsichtlich des Tonsatzes mit nur geringfügigen Abweichungen überein, die hier vernachlässigt werden können.Mendelssohn indes bestand auf eingreifenden Änderungen. Zum einen strich er die Crescendo-Gabel und das sforzato in T. 2; zum anderen aber – und darauf kommt es hier an – forderte er eine Modifizierung in Darstellung und Stimmzuord-nung der an sich gleich bleibenden Noten. Diese Korrektur nahm er einerseits im Notentext vor, fügte aber – um die Dringlichkeit des Eingriffs zu akzentuieren – noch eine separate Notation hinzu:Notenbeispiel 2: Korrekturexemplar des deutschen Klavier-Auszugs, Einleitung T. 1–2, Korrekturanweisung des Komponisten Wie wichtig Mendelssohn diese Korrektur war, geht auch daraus hervor, dass er in dem Schreiben, das die Rücksendung des Korrekturexemplars an den Verlag in Bonn begleitete, eigens nochmal darauf hinwies. In seinem Brief vom 21. Mai 1847 an Peter Joseph Simrock ist zu lesen:Von der ersten Seite des ersten Theils (Clavier=Auszug) bitte ich mir noch eine Revision aus, weil die Aenderung die ich im 1sten Tact in der Schreibart wün-sche, nicht gerade gewöhnlich ist, ud. leicht zu Irrungen führen kann.5 Wie immer bei der insgesamt besonders sorgfältigen Drucklegung des Oratoriums kam der Verlag N. Simrock dem Wunsch des Komponisten auch in diesem Fall ge-treulich nach, und so lauten die ersten beiden Takte der Einleitung im Erstdruck des deutschen Klavierauszugs wie folgt:4 Die Mehrzahl der autographen Vorlagen für den englischen Klavier-Auszug, die Mendelssohn in mehreren Lieferungen nach London schickte, sind Inhalt eines umfangreichen Konvoluts, das heute in der Bodleian Library, University of Oxford, unter der Signatur MS. M. Deneke Mendelssohn c. 39 aufbewahrt wird.5 Brief vom 21. Mai 1847 an Simrock, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hand-schriftenabteilung, 55 Ep 1165.