482 Christian Martin Schmidt Motiv B (T. 10–11) ein, das in Nr. 14a und 14b gemeinsam mit Motiv C ausgelassen worden war.Bemerkenswert und interpretationsbedürftig – um hier auch den in der Einlei-tung näher betrachteten Aspekt einzubringen – ist die Tatsache, dass Mendelssohn in dem vorliegenden Satz von der kontrapunktischen Doppelung des Motivs chro-nologisch und im Formverlauf erst sehr spät Gebrauch machte. In Nr. 14a und 14b fehlt sie gänzlich, und in Nr. 10 wird auf die Schichtung von Grundgestalt und Um-kehrung ausschließlich beim letzten Einsatz zurückgegriffen. Möglicherweise wollte Mendelssohn mit der Gewichtung der motivischen Präsentation ein Analogon zum Grad der Glaubensgewissheit schaffen, die ein zentrales Motiv des gesamten Orato-riums darstellt. Wie einerseits einleuchtend ist, dass der kontrapunktischen Doppe-lung des Motivs höhere formbildende Kraft zukommt als dessen einschichtiger Dar-bietung, so liegt andererseits auf der Hand, dass das Oratorium von einer noch un-gebrochenen Glaubensgewissheit ausgeht. Und Mendelssohn greift erst dann wie-der – und vorläufig – auf die gewichtigere Motivkonstellation zurück, wenn das Li-bretto nach allen Anfechtungen einen der Einleitung vergleichbaren Grad der Glau-bensgewissheit verkündet: » der sei Gott « .