490 Gerhard Schmitt tische Unterscheidung der verschiedenen Symbolsysteme dazu, das Sprechen über Musik und seine Bedeutung zu versachlichen. Das nächste Beispiel ist » Ekstasis « entnommen, ein Werk von Dieter Schnebel. Es soll neben der Notwendigkeit zur Versachlichung der Analysesprache auch ver-deutlichen, dass es noch sehr viel mehr zu erleben gibt, als das Erkennen und die Zuordnung der verschiedenen Symbolsysteme.Abb. 3 Dieter Schnebel: » Ekstasis « , für Sopran-Solo, Schlagzeug, Chöre und Orchester, Ausschnitt S. 130, (T. 1–5) © 1997 SCHOTT MUSIC, Mainz.Im Vergleich zu Pärts bereits auf der Ebene der Strukturoberfläche beschreibbaren Kompositionsweise ist komplexe Klangkunst also ungleich schwerer zu analysieren. Selbst wenn die Kompositionsweise hinreichend erläutert wurde, das Klangergeb-nis verdeckt zumeist den Einstieg in eine hinreichende Bewertung. Mehr noch, die Diskrepanz zwischen kompositorischem Konzept und rezipierter ästhetischer Reali-tät wird umso größer, je komplexer das Stück angelegt ist. Was kann die Musiktheo-rie hier leisten? Wie kann sie dem dramatischen Beifang während der Analyse kom-plexer Klangkunst gerecht werden?Eine solche Komplexität, wie sie das letzte Beispiel aufweist, kann man nur her -meneutisch begreifen. Alfred Lorenzer bietet mit seiner tiefenhermeneutischen Kultur-analyse eine geeignete Symboltheorie, das Szenische Verstehen ist darin das zentrale tiefenhermeneutische Werkzeug. Im Rahmen einer Textanalyse etwa klärt es den Zusammenhang zwischen manifestem und latentem Sinn, also zwischen offen-