498 Mieczysław Tomaszewski glückliche Schicksalsfügung den Schöpfer mit Preisen, Geld und Ruhm überschüt-tet, was einen schwachen Charakter eher zum Wiederholen als zum Umformen be-wegen könnte. Was passiert, wenn der Komponist – metaphorisch formuliert – nicht über die nächste Schwelle tritt? Dann haben wir es mit einer Situation zu tun, die als Fixie-rung bezeichnet werden könnte. Es ist der gleiche Effekt, wie einst bei alten Gram-mophonplatten, wenn die Nadel plötzlich nicht weiter konnte, was wiederkehrende Repetitionen bedeutete.Wenn die Entwicklung angehalten wird, wirkt sich das in jeder der aufeinander-folgenden Phasen anders aus. Und anders wird es auch genannt.(1) Fixierung – also Anhalten in der Phase der Anfangsentwicklung als Ergebnis des ausbleibenden Moments der Faszinierung für andersartiges Schaffen – ruft die Rückkehr in den Traditionalismus hervor. Nach dem Wörterbuch bedeutet das » die unkritische und passive Treue den bewährten Konventionen gegenüber.« 13 (2) Fixierung in der Phase des frühen Schaffens bedeutet die Verweigerung, über die Schwelle des Aufstandes gegen jede Tradition – sowohl gegen die eigene als auch die Anderer – zu treten, sie führt zum Epigonentum, also zum Verharren unter dem Einfluss der aufeinander nicht abgestimmten fremden Stile. Es bedeutet ein Anhalten, bevor das eindeutig eigene stilistische Idiom erreicht werden konnte. (3) Fixierung in der Phase des reifen Schaffens findet dann statt, wenn die Schwelle der » bedeutungsvollen Begegnung « und des Dialogs mit einer, bewusst ausgewählten Andersartigkeit nicht überschritten wird. Diese Art des Schaffens könnte als Manierismus bezeichnet werden. Nach dem Wörterbuch bedeutet Manie-rismus die » Anwendung von Elementen eigenen, schon geformten Stils, entspre-chend verdichtet und potenziert, aber nicht entwickelt […], als sekundär empfun-den « .14 (4) Es ist vielleicht erstaunlich, aber die Fixierung kann auch in der Gipfelphase des Schaffens stattfinden. Es kommt dazu, wenn im Lebenslauf (was ich schon er-wähnt habe) der » Schattenstreifen « nicht erscheint oder nicht ernst genommen wird. Der schöpferische Stil nimmt dann einen spezifischen Charakter an, der ge-wöhnlich als Akademismus bezeichnet wird. Das Wörterbuch definiert ihn mit fol-genden Wendungen: » der für vollkommen gehaltene Stil « , » von Autoritäten sank-tioniert « ,15 aber tot, unveränderlich.(5) Es kommt auch – obwohl eher selten – vor, dass die Fixierung in der Phase des späten Schaffens eintritt. Der Komponist ist nicht über die Schwelle gestiegen, hinter der die tiefe Empfindung der Einsamkeit und die volle Befreiung der Phanta -sie von den einschränkenden Regeln erfolgt; er beschränkt sich auf Mittel, die un-entbehrlich sind, seine Kunst wird reduziert und » versteift « . Dieser Stil kann als 13 Janusz Sławiński: Tradycjonalizm [Traditionalismus], in: Słownik terminów literackich [Wörterbuch der literarischen Termini], Wrocław 1988, S. 538.14 Michał Głowiński: Manieryzm [Manierismus], in: ebd., S. 267.15 Teresa Kostkiewiczowa: Akademizm [Akademismus], in: ebd., S. 16.