512 Rainer Wehinger versucht zu sagen, es handele sich hierbei um » Varianten « , die erst in der Zusam-menschau den Blick auf das Phänomen zu schärfen vermögen.Zentrale Begriffe sind hierbei auszumachen: Die Wurzeln in der elektronischen und der seriellen Musik, die Rolle des Zufalls, Gestaltung in Schichten, die Notwen-digkeit der Interpretation. Sie sollen als Aspekte aufgegriffen werden, die mit der Integration der Projekt 1-Logik in ein Klangsyntheseprogramm in Zusammenhang gebracht werden können.Vor die Aufgabe gestellt, für Projekt 1 eine Darstellungsform zu finden, die einen Nachvollzug auch der konstruktiven Details ermöglichen konnte, stieß der Autor auf große Schwierigkeiten: Der anfängliche Versuch, die Aufgabe in eigener Zusam-menfassung mit einigen knappen Zitaten zu lösen, wurde nach kurzer Zeit aufgege-ben – er hätte den vielschichtigen und komplexen Zusammenhängen, die von Koe-nig reflektiert werden und deren sprachliche Darstellung nicht unerheblich an der Vermittlung der Inhalte beteiligt ist, nicht annähernd gerecht werden können. So wurde ein Weg gewählt, der den Kontext der Inhalte wenigstens ansatzweise be-wahren sollte: Eine Sammlung von längeren Textpassagen, welche die genannten Begriffe in unterschiedlichen Kombinationen fokussieren. Der Autor hegt die Hoff-nung, dass sich durch die (unvermeidbar subjektive) Auswahl und deren Reihenfol-ge – sie will von mehr allgemeinen Darstellungen des Konzeptes über Eigenschaf-ten des Programms hinführen zu einer Beleuchtung des Kompositionsvorgangs selbst – ein zunehmend deutliches Bild des Potenzials von Projekt 1 ergeben kann. Die Textausschnitte sind nicht chronologisch gelistet, da spätere » Varianten « die aus der Rückschau gewonnene Erfahrung einschließen und – im Vergleich mit frü-heren – zu erhellenden Gewichtsverlagerungen in der Darstellung führen.2 Projekt 1 aus der Sicht des Komponisten Projekt 1 ist die konsequente Fortführung kompositorischer Konzepte und Problem-stellungen, die Koenig in den 50er-Jahren beschäftigt haben: Probleme der Forma-lisierung der Klangerzeugung in der elektronischen Musik sowie der emphatisch vertretenen, ebenso aber kritisch reflektierten seriellen Musik. In das serielle System eingepflanzte Zufallsprozesse führen zu einer » Varianten-Form « : Gemeint ist die Ausarbeitung eines Modells kompositorischer Strategien, das sich erst in mehreren, vielleicht unendlich vielen Varianten verwirklicht.2 Alle Textstellen sind, soweit als möglich, der Gesamtausgabe der Schriften Koenigs entnommen: Gottfried Michael Koenig: Ästhetische Praxis. Texte zur Musik, hrsg. von W. Frobenius, S. Fricke, S. Konrad, R. Pfau, Saarbrücken. Band 1: 1954–1961 (1991), Band 2: 1962–1967 (1992), Band 3: 1968–1991 (1993), Band 4: Supplement I (1999), Band 5: Supplement II (2002), Band 6: Supplement III (2007). Zitiert wird jeweils als Ästhetische Praxis [+ Band]. Eine umfassende Zusammenstellung eige -ner theoretischer Schriften ist ebenso wie eine Bibliographie anderer Autoren auf der Website des Komponisten zu finden: http://www.koenigproject.nl/ (letzter Zugriff 28.07.2014).