532 Rainer Wehinger Man sieht, wie sich der Begriff der Exposition erweitert: Kern plus Variante ›exponieren‹ nun eine der möglichen Beziehungen zwischen dem Kern und seinen Varianten, allgemein: zwischen Varianten. Mit jeder weiteren Variante wird die Exposition dieses Verhältnisses vollständiger.Anhand einer abgedruckten Partiturtabelle einer Sektion beschreibt Koenig mög-liche analytische Vorgehensweisen. Ziel ist, Anhaltspunkte für die Segmentierung in » Kerne « zu finden. Der Blick richtet sich dabei auf die Auswirkungen der Pro-zesszahlen in regelmäßigen und unregelmäßigen Zyklen. Treffen zwei gleichartige Zyklen zusammen (wenn sie sich, wie Koenig sagt, » decken « ), verstärkt sich ihre Wirkung, bilden sie für die Wahrnehmung ein vorherrschendes Moment. Hier sind dann Ansatzpunkte für die Ausformung zu suchen. Auch gegensätzlich strukturier-te Zyklen können charakteristisch sein und das Empfinden eines Kerns hervorrufen. Koenig zeigt dies in dem genannten Beitrag an einigen Beispielen.Graphische Partiturtabelle Auch eine graphische Ausgabe der Partiturtabelle kann sehr aufschlussreich sein: Die letzte Windows-Version des Autors verfügte über diese Option (Abb. 12 am Ende des Beitrags). Den Instrumenten sind Farben zugeordnet; gezeigt werden die Sektionen 2 bis 6, die Prozesszahlen sind die der Abb. 1. Nun können strukturelle Momente beobachtet werden, auch wenn die Lautstärke – wie hier – unberücksich-tigt bleibt.Die formale Anordnung der Sektionen lässt eine Symmetrie erkennen: die drei mittleren Abschnitte (3, 4 und 5) zeigen abgegrenzte Gruppierungen bezüglich der Oktavlage. Am deutlichsten der Abschnitt 3, bei dem in jeder Gruppe nicht mehr als zwei Instrumente beteiligt sind: eine weitreichende Koinzidenz also der Parameter Instrument und Oktavlage. Abschnitt 4 weicht dieses Prinzip etwas auf, Abschnitt 5 kehrt zu deutlichen Registergruppen zurück.In Sektion 4 ist der Instrument-Parameter mit Prozesszahl 7 sehr regelmäßig, der Parameter Oktavlage mit der Prozesszahl 5 auch, aber weniger: die Oktavlage wech-selt häufiger ihren Wert, die Klangfarbe umfasst also jeweils unterschiedliche Lagen. Umgekehrt in Abschnitt 5: Die Werte für Oktavlage sind mit der Prozesszahl 7 sehr regelmäßig, Instrument mit Prozesszahl 4 aber variabel. Effekt: Es erscheinen ausge-prägte Gruppen in den Oktavlagen, diese aber mit zum Teil schnellen Änderungen der Klangfarbe.Der Abschnitt 2 unterscheidet sich von den bisher genannten durch eine aperio-dische Registerdisposition: Fast alle Akkorde stehen in mehr oder weniger weiter Lage. Die Werte für Einsatzabstand sind jedoch mit Prozesszahl 7 sehr statisch: so zeigt dieser Abschnitt in der zweiten Hälfte einen starken Kontrast: Es erscheint eine längere Passage mit häufig wiederholten, langen Notenwerten, gekoppelt mit einer über einige Akkorde gleichbleibenden Klangfarbe (Prozesszahl 5): Wieder ein