540 Rainer Wehinger Die Klangdaten sind hierbei – genau wie in Projekt 1 – in Reihen (Arrays) von Speicherzellen abgelegt, welche – durchnummeriert – hintereinander die Werte ei-nes Parameters enthalten.Glücklicherweise enthält SuperCollider eine Wiedergabe-Konstruktion, die exakt mit solchen Vorgaben funktioniert (vgl. Abb. 7): Man übergibt die einzelnen Para-meter als Sequenz einem » Event Stream Player « (Pbind), der sie mit großer Präzi-sion abspielt. Eine übergeordnete Anweisung ermöglicht, die Abschnitte hinterein-ander – oder gleichzeitig (!) – abzuspielen.Da sich die in SuperCollider festgelegten Parameter der Pbind-Konstruktion von der des Projekt 1-Outputs unterscheiden, werden diese in spezielle Abspiellisten umgeformt.Jede Sektion erhält nun einen eigenen » Event-Stream-Player « , der mit den um-geformten Werten gefüttert wird: Wird dieses Programmstückchen [Pbind(…).play] aktiviert, wird eine ganze Sektion abgespielt. Alle Klänge sind als Definitionen (Synthdef), d. h. als abstrakte Klangerzeuger im Speicher des Servers abgelegt. Jeder Event (Akkord) enthält den Namen eines Synthesizers. Von den » Event-Stream-Playern « (pbind) werden sie aufgerufen, er-halten die Parameter » midinote « (nichts anderes als eine Nummerierung der Ton-höhe im traditionellen Tonsystem), » dur « (entspricht exakt den Einsatzabstand-Wer-ten von Projekt 1), » amp « (Lautstärke) und » dau « (Dauer als Faktor), sowie die vier hinzugefügten Parameter » pa1 « bis » pa4 « , wobei zusätzlich » buf « (Verwaltung von Samples) die Werte von » pa4 « übernimmt. Die hinzugefügten Parameter sollen Klangeigenschaften nach dem Projekt 1-Prinzip strukturieren. Wenn ein Akkord mehrere Töne umfasst, werden ebenso viele neue Synthesizer generiert und (quasi) gleichzeitig abgespielt.Eine andere Konstruktion musste für die Live-Modifikation von Lautstärke und Klangparametern gewählt werden, da sie unabhängig von einem » Event-Stream-Player « funktionieren muss. Hierfür gibt es in SuperCollider virtuelle Kabel (» Busse « ), die mit den Klangerzeugern verbunden werden und zur Übermittlung von Parameterwerten verwendet werden können. Die Synthesizer horchen nun per-manent an diesen Leitungen und reagieren unverzüglich auf eine Veränderung der Werte (die z. B. durch einen Schieberegler der Benutzeroberfläche hervorgerufen wird).Die Klänge Der Kern des SC-PR1-Projektes ist der Entwurf der Klänge. Dabei wurde in zwei Stufen vorgegangen: Zunächst wurden Klänge gesucht, die sich » instrumentenähn-lich « verhalten, insbesondere also die Tonhöhenstruktur von Projekt 1 wiederzuge-ben vermögen. In einem zweiten Schritt wurden Klänge entworfen, die sich von der vorgegebenen Struktur auf verschiedene Weise lösen und ein » Eigenleben « führen konnten. Hierbei soll untersucht werden können, ob die Ästhetik von Projekt 1 noch