Über ein phrygisches Kadenzmodell in der Ahnenreihe des Tristan-Akkords 559 Notenbeispiel 5 Mit dieser Interpretation ließe sich der Tristan-Akkord funktionstheoretisch zweifel-los leichter dingfest machen, verlöre aber gleichzeitig viel von seinem Nimbus. Gleichviel – in beiden Fällen bleibt jedoch der Sachverhalt der Septimenparallelen aufrecht.Für Kinzler bildet das Vorhandensein von Septimenparallelen das » entscheiden-de Kriterium « oder Verdachtsmoment für das Vorliegen einer » tristanoiden « Ak-kordfortschreitung.10 Kinzler listet in einer Übersichtstafel eine Reihe von » tristanoi-den « im Gegensatz zu den traditionellen oder » normalen « Fortführungen auf.11 Abbildung 2 mögliche Fortführungen des Tristan-Akkords Ein unter dieser Perspektive besonders schlagendes Beispiel sind die von Kinzler eingehend abgehandelten Takte 35ff. aus der Überleitung zum Seitensatz des Kopf-satzes von Beethovens Klaviersonate Es-Dur op. 31/3, in denen eine unmittelbare Gegenüberstellung von ›normaler‹ und ›tristanoider‹ Fortführung des Tristan-10 Kinzler (s. Anm. 6), S. 240; dem Autor gegenüber scherzhaft das » Kinzler-Kriterium « genannt.11 Tafel ebd.