572 Hans Christian Schmidt-Banse schnelles Cabrio der gehobenen Sternenklasse endlich der totale Weit- und Rund-blick, eine zwar ungeschützte, aber nach allen Seiten hin offene Gefechtsstation: das Gesäß gewärmt, der Kopf gekühlt, das aggressiv blitzende Auge auf 360 Grad er-weitert … er, der sich einerseits den Regeln des doppelten Kontrapunkts oder einer Vier-vor-drei-Auflösung gehorsam beugt, legt andererseits die des öffentlichen Ver-kehrs willkürlich aus nach den individuellen Gesetzen von PS-Überlegenheiten … vermutlich ein beharrlich verbliebener Rest jener Alt-Achtundsechziger-Dynamik mit ihrem bärtigen Protest gegen großbürgerlich-gesellschaftliche Normen, wie sie sich zum Beispiel im autoritären Rechts-vor-links-Gebot bis auf den heutigen Tag manifestieren. » … erstmals auch leiterfremde Nebentöne einbezogen werden « Ein Kind von Freiheit also? Und wie! Vornehm-lich über den Wolken, wo sie (noch einmal sei Reinhard Mey gedankt) grenzenlos sein soll. Viele glauben das. Er hingegen weiß es, seit-dem ihn die Leidenschaft des Fallschirmsprin-gens gepackt hat. D as hätte ich ihm nicht zu-getraut, um ehrlich zu sein, gemessen an mei-ner eigenen Ängstlichkeit. Aus 3000 Metern ins Nichts springen? Dem freien Fall sich überlas-sen und dem Spiel der Winde? Kinzler mit dem tollkühnen Mut eines Stuntman und mit dem Leichtsinn eines zwanzigjährigen Ri-sikosportlers? Hat er seine stets Bedenken tragende Frau dadurch überzeugen kön-nen, indem er sie schnöde hinterging? Wir wissen es nicht. Bekannt ist nur, dass die-ser Fallschirmjäger, der obendrein keinen Flug mit klapprigen Antonows oder (trotz streng pazifistischer Grundüberzeugung) mit hochtechnisierten Militärhubschrau-bern auslässt, stets sicher auf dem Boden landet, punktgenau sozusagen und Licht-jahre entfernt von seiner beruflichen Besorgnis, » daß die Idee eines leitermäßigen, ununterbrochenen Ansteigens, das sich als sekundäres Moment in Takt 4 ergab, nun extrapoliert und weitergeführt wird, wobei in Takt 13 erstmals auch leiterfrem-de Nebentöne einbezogen werden und sich so eine chromatische Linie der Melodie ergibt « … das verstehe, wer will. Muss man auch nicht, andernfalls geriete man ins Zwielicht von schamhaft verhüllten Triebstrukturen. Die Sache mit den Eisenbahnen hingegen darf man ohne freudianische Kausal-attribuierungsversuche als harmlosen, ja liebenswürdigen Tick klassifizieren, Men-schen haben nun mal Spleens. Seiner rollt auf Schienen und möglichst altmodisch unter Dampf. Er hätte Lokomotivführer werden sollen, wenigstens Heizer. Aller-dings wäre uns dann bedauerlicherweise die verborgene Analogie von stampfen-den, fauchenden, pfeifenden und Fahrt aufnehmenden Maschinen und entspre-chend stampfender, fauchender, pfeifender, Fahrt aufnehmender Musik verborgen