576 Hans Christian Schmidt-Banse Gefährliche Liebschaften Ja. Ein gewisses Dunkel liegt über den sommernächtlichen Traumwelten der schö-nen Weiblichkeit. Einerseits mag man ihn als Musterfall eines treuen und – natür -lich – zuverlässigen Ehemannes ansehen, welch hochanständige Eigenschaft sich gar aufs Schneeschippen und Rasenmähen erstreckt … andererseits seine dubiose und offenbar nie gestillte Sehnsucht nach Cathérine Deneuve, was auf den ober-flächlichen Blick leicht zu erklären wäre mit der Liebe zum französischen Film à la Godard, Truffaut, Leconte und Rohmer. Der tiefere Blick hingegen gibt Anlass zu mancherlei wilden Spekulationen, denn Madame Deneuve spielte die Hauptrolle in vielen Filmen höchst verfänglichen, um nicht zu sagen pikanten Inhalts … » Laster und Tu-gend « , » Das Liebeskarussel « , » Die Entfesselten « , » Ein Hauch von Zärtlichkeit « , » Die Männer, die ich liebte « , » Begierde « , » Gefährliche Liebschaften « , » Belle de Jour « , » Nächtliche Sehnsucht « , » Acht Frauen « , » Das Schmuck-stück « etc. Ja, das sind wahrlich andere Baustellen als die, auf denen z. B. Hannelore Hoger arbeitet. Wie wei-ter? Honi soit, qui mal y pense! Denn auch mir will es so gar nicht gelingen, eine halbwegs stimmige Linie zwischen Kinzlers dodekaphonischer Untadeligkeit und dieser ganz anderen Verwirrung der Gefühle zu ziehen. Nur zwei Dinge kann ich zu allgemeiner Beruhigung anfügen: zum einen meine männliche Solidarität mit allen Geschlechtsgenossen und ihren subkutanen Sehnsüchten nach der Traumfrau, der absoluten Nummer 10 auf der erotischen Ska-la; zum anderen die Versicherung, dass sich mein verehrter Kollege einen Seiten-sprung mit Madame Deneuve niemals verstattete … vermutlich aus Gründen seiner bereits gebührend gewürdigten Zuverlässigkeit, welche ihn zweifelsfrei daran hin-derte, deswegen auch nur einen einzigen studentischen Vorspieltermin ausfallen zu lassen. Und dass er, wie man raunen hörte, immer mal wieder ein wohlgefälliges Auge geworfen haben würde auf junge Damen von ähnlichem Wuchs und ver -gleichbarer Atttraktivität, kann nicht sein, weil in den zurückliegenden Jahren auch nicht eine Studentin immatrikuliert war, die Cathérine Deneuve halbwegs ähnlich gesehen hätte. Er und ich War da nicht noch ein hängen gebliebener Faden? Richtig, die Frage nach dem tiefe-ren Sinn seines wissenschaftlichen Tuns. Ich darf sie stellen, weil wir, er und ich, auf vollkommen verschiedenen Sternen leben in auseinander gerückter Nähe. Kinzler behauptet, er sehe was, was ich nicht höre. Daran besteht kein Zweifel, denn seine