Postludium 579 1 … dann und wann ein flüchtiges Abenteuer mit gewissen Damen …2 » Was er ›Damen‹ nennt, sind Prostituierte … ich glaube, es ist eine Art Aus-gleich, daß er sich den Dirnen zuwendet. Er ist sich, wie gesagt, seiner Sonder-stellung als Künstler und seines Komplexes wegen bewußt, für mich nur zu ver-ständlich … dies widerlegt in meinen Augen zudem die Vermutung, Ravel sei homosexuell … natürlich könnte er auch homosexuell sein, ohne daß sein musi-kalisches Genie davon betroffen wäre … aber er ist es nicht « …1 … ein Leben jenseits der Liebe also, weder zu Frauen noch zu Männern … ein Leben als Neutrum, sozusagen …2 … und ohne den Reichtum einer geistig wie sinnlich abenteuerlichen Auseinan-dersetzung … 1 … darüber schweigt er sich aus … das tut auch seine Musik … weder den kopf-losen Rausch scheint sie zu kennen noch exzessive Leidenschaften oder brennen-de Sehnsüchte … immer scheu verborgen hinter der Maske einer galanten No-blesse …MUSIK 8: Valse noble et sentimentale Nr. 6, Vif 1 … private Geständnisse nur in Ausnahmefällen …2 » Wissen Sie, ein Künstler sollte es sich genau überlegen, ob er heiraten will … denn ein Künstler macht sie nie Gedanken über die Fähigkeit, seine Gefährtin glücklich oder unglücklich zu machen « …1 … der Künstler sei besessen nur von seiner schöpferischen Arbeit und den damit verbundenen Problemen …2 » Er ist eine Art Traumtänzer … und das ist für die Frau, die mit ihm zusammen-lebt, kein Vergnügen « …1 … er scheint um seine sonderbare Liebesleere zu wissen … wenn er davon spricht, dann (wie immer) mit ironischem Zungenschlag … zum Beispiel von Maurice Delage und seiner Frau …2 » Das ist ein Paar! Die trennen sich nicht für eine Minute! Wenn ich eine Frau hätte, müßte sie so auch zu mir sein … aber « …1 … ja? …2 » … aber ich würde es nie ertragen!« …1 … ist es die Einsamkeit des Kräutchen-rühr-mich-nicht-an … des erotischen Kostverächters? …