X befördert durch das schnell berühmt gewordene Lamento d’Arianna ()von Claudio Montever-di,in der ersten Häl e des .Jahrhunderts weite Verbreitung gefunden.Der Klagestil fand Anwen-dung in der Liebeslyrik ebenso wie als Totenklage,als Beweinung eines persönlichen Schicksals und im geistlichen Bereich etwa als Marienklage.In diesem Umfeld lag es nahe,dass Hildebrand jenen Mode-Stil der Zeit für seine Friedensklagen heranzog.Es muss spekulativ bleiben,welche Musik ihm im Einzelnen bekannt war,aber ein Vergleich der K -A -S mit Lamenti Monteverdis,die ,als Hildebrand sein Werk schuf,gedruckt vorlagen,macht Übereinstimmun-gen deutlich.Es handelt sich hierbei um die beiden Lamenti aus dem Orfeo,2 7 gedruckt ,und das Lamento d’Arianna,gedruckt .Demgegenüber muss Winterfelds Hinweis auf Parallelen zwischen Hildebrand und Schütz relativiert werden.2 8 Was war es,das Hildebrand zu diesen Gesän-gen führte?Die Geschichte der Stadt Eilenburg zwischen ,dem Beginn seiner Organistentätig-keit in St.Nicolai,und ,der Drucklegung der K -A -S ,ist zutiefst geprägt von den Greueln des Dreißigjährigen Krieges.Die Chronik von berichtet für diese Jahre 2 9 un-au örlich von in der Stadt abwechselnd hausenden sächsischen,kaiserlichen und schwedischen Solda-ten.Sie richteten mit schweren Misshandlungen an der Bevölkerung,Plünderungen und Brandschat-zungen großes Elend an.Ihr verwildertes,zügel-loses und rohes Au reten hielt die Eilenburger in beständiger Angst.Durch die Besatzung entstanden der Stadt etliche Male Kontributionen von hohen Geldbeträgen und großen Mengen von Nahrungs-mitteln,was zu Teuerung führte.Die Häuser in den Vorstädten wurden ihrer Dächer beraubt,um den Soldaten Holz zum Palisadenbau zu liefern.Auf-grund von Verwüstungen in den ländlichen Gebie-ten bevölkerten große Scharen von Landleuten die Orfeos Klagen Tu se’morta und Questi i campi di Tracia.Vgl.zu den stilistischen Grundlagen im Einzelnen Stefan Hanheide:Die Krieges-Angst-Seu zer von Johann Hilde-brand aus dem Jahre .Lamento-Stil im Dienste der Friedenssehnsucht,in:Kirchenmusikalisches Jahrbuch (),S.–.Dieser Aufsatz liegt auch der vorliegenden Einführung zugrunde,ebenso wie das entsprechende Ka-pitel in Stefan Hanheide:Pace.Musik zwischen Krieg und Frieden,Kassel u.a..Simon,Chronica,S.–,bes.f.Vgl.auch Ferdi-nand Gundermann:Chronik der Stadt Eilenburg,Eilen-burg ,S.–.Stadt.Durch die Überfüllung der Wohnräume ver-schlimmerte sich die wütende Pest.Die Chronik von verzeichnet Todesfälle für das Jahr .Da kein Zugvieh vorhanden war,konnten die Felder nicht bestellt werden.Über die herr-schende furchtbare Hungersnot heißt es:» Wenn der Abend herbey kahm,da hätte es offmahls einen Stein erbarmen mögen,wie das arme Volck winselte,und die Nacht über in den Misthaufen schrie und bathe:Eins ru e hier,das andere dort,tausend-mahl um Gottes Willen umb ein bißgen Brod oder nur umb ein Krümelgen.« 3 0 Hunde,Katzen,Ratten,sogar Aas wurden verzehrt.3 1 Hildebrands Texte scheinen auf diese Situation anzuspielen,wenn es heißt:» da höret man nicht als auf allen Straßen,Weh!Weh!Ach!Ach!wie sind wir so verderbet!« (V.Seu zer)und » Herr,erhöre unser ängstliches Winseln und Wehklagen « (III.Seu zer).Darüber hinaus bringen sie ganz entschieden die Angst und die Verzwei ung der Menschen angesichts des unvorstellbaren Kriegs-elends zum Ausdruck.So klagt der dritte Seu zer:» Ach Herr!Du Erbarmer der Menschen,was vor elende böse Zeiten hastu uns erleben lassen!So bö-se,so greuliche Zeiten als noch nie gewesen,so lan-ge die Welt gestanden!Es seynd ja die letzten Zei-ten,und der Welt Feierabend!« Der fün e Seu zer hebt mit der Einsicht an:» Ach Gott!Wir habens nicht gewusst,was Krieg vor eine Plage ist,nun er-fahren wir es leider allzusehr,dass Krieg eine Pla-ge über alle Plagen ist,denn da gehet Gut weg,da gehet Blut weg,da gehet alles weg,da muss man sein Brot mit Sorge im Elende essen,da muss man sein Wasser mit Beben trinken […]« .Die vielfachen Wiederholungen von Klagerufen wie » Ach!« ,z.B.schon am Beginn des ersten Seu zers mit den Wor-ten » Ach meines Jammers und Herzeleids « ,bringen ihre elementare Dringlichkeit besonders intensiv zum Ausdruck.Die ganz freien,sich der ordnenden Kra von Reim,Vers,Metrum und Strophe entziehenden Mo-nodien bringen die Fassungslosigkeit und innere Haltlosigkeit des Seufzenden angesichts der unvor-stellbaren Not besonders eindringlich zum Aus-druck.Mit großer affektiver und bildha er Kra intensiviert die Musik die starken Texte und ru beklemmende Wirkungen hervor:Große Sprün-ge erzeugen verzweifelte Ausrufe bei Worten wie » erbarmet « ,» Ach!Ach!« ,» Jammers « ,» Herzeleid « ,Simon,Chronica,S..Ebd.,S.f.,vgl.Gundermann,Chronik,S..