XI chromatische Fortschreitungen drücken die » elen-den Nächte « aus und nden sich bei » wie so lange « ,harmonische Spannungen verdeutlichen die » bösen Zeiten « ,ein Querstand zeigt,wie falsch das » schwe-re Elend ist « ,plötzliche Tongeschlechtswechsel brin-gen hervor,wie ungewöhnlich das » Herzeleid « und der » Jammer « sind,Nonen-und Septimensprünge im Bass kehren die Härte des » Elends « hervor.Seuf-zer guren intensivieren das » Weinen « und » Seuf-zen « ,ebenso wie Sospiri,Pausen innerhalb von Worten,die das Schluchzen abbilden.In großer Fülle lassen sich Wort-Ton-Beziehungen aufzeigen,die mit Begriffen aus den musikalisch-rhetorischen Figurenlehren benannt werden können.Anlass und Wirkung Der Anlass zur Schaffung und die Verwendung die-ser Gesänge,wie auch der weiteren Sammlungen von Kriegsklagen,sind unerforscht.Im Jahre ,in dem Hildebrands Werk erschien,wurde in Ei-lenburg die -jährige Kirchweihe des neu errichteten Gotteshauses gefeiert.3 2 Allerdings fehlt im Titelblatt,der Zuschri und den Vorreden des Druckes jeglicher Hinweis auf dieses Ereignis so-wie auf den Frieden von Eilenburg,der im April zwischen Sachsen und Schweden geschlossen wurde,nachdem ein Waffenstillstand von sechs Mo-naten und längere Verhandlungen vorausgegangen waren.Auch ein Bezug zur Eilenburger Kantorei,die in jener Zeit mangels Sängern nicht arbeitete und von Martin Rinckart neu errichtet wur-de,ist nicht zu erkennen.Denkbar ist eine Ver-wendung in Bitt-Andachten für den Frieden.Im Widmungsgedicht von Samuel Rinckart,des Soh-nes von Martin,heißt es:» Die [Music-Kunst]ists /Herr Hildebrand /durch die Ihr vorgeschrieben /Wie Friedens Andacht sei zu schöpffen und zu üben.« Die Chronik berichtet über eine von Archi-Diaconus Martin Rinckart anberaumte Bet-stunde,deren Eindringlichkeit den Feinden das Herz gebrochen habe,so dass sie ihre Kontributions-forderungen von Talern auf reduzier-ten.3 3 Von angeordneten Andachten für den Frie-den spricht auch Johann Erasmus Kindermann in Vgl.Wilhelm Büchting,Siegmar Keil:Martin Rinckart.Le-ben und Werk,Spröda ,S..Vgl.Simon,Chronica,S.f.seiner Vorrede zu den Musikalischen Friedens Seuff-tzern.Dort heißt es,dass die beiden Widmungsträ-ger,Fürst Albert,Markgraf zu Brandenburg,und Joachim Albert,Graf zu Hohenlohe,» umb diesen so langgewünschten Frieden von Gott dem Allmäch-tigen zuerbiethen,in Kirchen und Schulen Christ-löbliche actus verordnet,angestellet und gewisse Formulas vorgeschrieben haben « .3 4 Darüber hinaus lässt sich vorstellen,dass diese Musik auch als pri-vate geistliche Hausmusik Verwendung fand,wie es im Widmungsgedicht von Johann Röber lautet:» Drümm ieder seuffzt /daß Gott dem Unheil wol-le wehren /Ach grosser Friedefürst!Erhör und rett uns doch /Und nim von uns einmahl das schwere Krieges-Joch!« .Über dem dritten Kantionalsatz ist vermerkt:» Auff eine bekandte /aber wegen des Textes /in etwas geenderte Melodey.« Bei dieser Melodie han-delt es sich um den lateinischen Hymnus Jam moes-ta quiesce querela,der zuerst im Klugschen Gesang-buch und nachfolgend in einer Fülle weite-rer Gesangbücher erschien,eine deutsche Choral-version von Nicolaus Herman trug den Text » Hört auf jetzt mit Trauern und Klagen « .Mehrstimmi-ge Vertonungen gibt es u.a.von Michael Praetori-us,Gallus Dressler und Johann Hermann Schein.3 5 Von letzterem übernahm Hildebrand auch den Satz.3 6 Die Verwendung einer bekannten Melo-die erleichtert die unmittelbare Nutzbarkeit durch eine Kirchengemeinde,ebenso wie die Verwendung eines bekannten Satzes die umstandslose Wiederga-be durch eine Kantorei ermöglicht.Der vierte der Kantionalsätze,der musikalisch identisch mit dem dritten ist,trägt den Titel Homo nihil,der sechs-te ist mit Sursum corda überschrieben.Das weist auf liturgische Zusammenhänge hin.Zedlers Uni-versal Lexicon führt zum Stichwort Sursum corda Folgendes aus:» Noch heutigen Tages werden Faksimile abgedruckt in:Ausgewählte Werke des Nürnber-ger Organisten Johannes Erasmus Kindermann,erster Teil,eingeleitet und herausgegeben von Felix Schreiber (=Denk-mäler der Tonkunst in Bayern,Band /),Leipzig .Vgl.Johannes Zahn:Die Melodien der deutschen evange-lischen Kirchenlieder,Band ,Gütersloh ,S..Für wertvolle Hinweise zur Ermittlung älterer Choralversionen bedanke ich mich bei Frau Prof.Dr.Christiane Wiesen-feldt.Michael Praetorius:Musae Sioniae,Teil ,,Neuausga-be:Gesamtausgabe der musikalischen Werke von Michael Praetorius,Band ,Wolfenbüttel u.a.,S.;Johann Hermann Schein:Cantional oder Gesangbuch Augsbur-gischer Konfession /,Neuausgabe:Johann Her-mann Schein:Neue Ausgabe sämtlicher Werke,Band /,Kassel u.a.,S..