- 103 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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sind in der rechten Hand minimal, und in der linken stark begrenzt, so dass sie einer gemeinsamen Betrachtung unterzogen werden dürfen. Die Unterschiede in den Gewichten beim Einsatz von ähnlichen Werten für die cardinality sind auch gering, wobei der Grad an Ähnlichkeit bei steigender Differenz dieser Werte abnimmt: Bei cardinalities von 2 und 3 (Differenz = 1) ist der Unterschied in der Gewichtungskurve minimal, bei Werten von 2 und 7 (Differenz = 5) jedoch nicht mehr unbeträchtlich. Folglich sollen für die rechte Hand pro eingesetztem span alle Gewichte gemeinsam analysiert und für die linke Hand die beiden ›Extreme‹ – cardinalities von 2 und 7 – näher betrachtet werden.

Noten der rechten Hand

Die beiden Gewichte, die mit einem span von 0.04176 berechnet wurden, sind gekennzeichnet durch eine (fast) konstante Linie10

10 Diese Konstanz ist auf die Richtungswechsel nach jeder Note zurückzuführen: Bei einer rein diastematischen Analyse eines Zickzackmotivs und einem zwei Noten umfassenden span bekommt jede dieser Noten die Werte +1 und -1 zugewiesen, da die Melodie zu ihr auf- und von ihr absteigt (oder umgekehrt). Die Summe dieser beiden Werte ist natürlich 0, und alle Noten haben damit dieselbe Gewichtung. Die einzigen nennenswerten Abweichungen zu der konstanten Linie sind dort zu finden, wo die Richtungswechsel nach vier Noten vorkommen (T. 9–12 u.ä.).

, die nur an wenigen Stellen eindeutige Abweichungen aufweist (Abbildung 7.15 (oben)). Diese Abweichungen können in vier Kategorien aufgeteilt werden. Erstens sind die Noten der ersten und der letzten vier Takte aufgrund der längeren Notenwerte mit Gewichtungen von 0 versehen, was einen sprunghaften Aufstieg zu T. 5 und Abstieg in T. 93 zur Folge hat. Zweitens werden in T. 88 die beiden wichtigen Akkorde der Kadenz durch ein sehr starkes Auf- und Absteigen betont. Drittens werden die unmittelbaren Tonwiederholungen der T. 81–84 durch entsprechend kleine Gewichtungen unterstrichen. Und viertens sind die restlichen Abweichungen (T. 12, 30, 62–65 und 77) auf Unterbrechungen des Notenflusses durch Pausen zurückzuführen. Da alle Besonderheiten der Gewichte mit einem span von 0.04176 in den traditionellen Analysen vorkamen, dürfen sie in einer Interpretation eingesetzt werden.

Alle vier Gewichte, die aus der Analyse mit einem span von 0.08351 gewonnen wurden, weisen untereinander minimale Unterschiede auf und dürfen somit einer gemeinsamen Betrachtung unterzogen werden. Die größten Abweichungen zur durchschnittlichen Kurve können in den vier ersten11

11 Der Vergleich des Kurvenverlaufs in T. 1–2 und 3–4 weist darauf hin, dass Rubato Resultate erlaubt, die nur aus einem sehr engen – und in der Musikwissenschaft unüblichen – Blickwinkel als musikalisch repräsentativ zu deuten sind. Der einzige Unterschied zwischen beiden Taktpaaren besteht aus dem Hinzufügen zweier Stimmen am Anfang von T. 3 (Rhythmus und obere Melodielinie bleiben identisch). In Abbildung 7.15 (mitte) ist aber deutlich, dass die Betonung der Sechzehntelnote nur in T. 3, und nicht wie erwartet auch in T. 1 stattfindet – dort ist sie minimal, wie ein Blick in die weight function bestätigen kann. Der Unterschied liegt darin, dass Rubato in T. 3 die drei Stimmen nicht als solche erkennt, sondern als potentielle Motive: Das Programm sieht nicht die Kontinuität E-E, C-C und G-G, sondern betrachtet alle möglichen Kombinationen (E-E, E-C, E-G usw.) als ›gleichberechtigt‹. Da in Rubato einer Prime (vgl. T. 1) im Vergleich zu einer Terz, einer Quarte oder einer Sexte (vgl. T. 3) eine viel kleinere Gewichtung zugestanden wird, und jene schon große Gewichtungen wegen der Anwesenheit dreier Stimmen noch aufaddiert werden, kommt es zu einem solchen gewaltigen Unterschied zwischen zwei sehr ähnlichen Passagen – und somit zu einem Resultat, dessen musikalische oder musikwissenschaftliche Bedeutung mir sehr fragwürdig erscheint.

und in den vier letzten

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