- 109 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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8.  Parametrische Analyse

In diesem Kapitel soll nun die zweite Etüde einer parametrischen Analyse unterzogen werden. Auch hier sollen Sound, Harmonie, Melodie und Rhythmus, gefolgt vom Verlauf, genauestens untersucht werden. Da der Aufbau sowie alle einzelnen analytischen Schritte bei der Analyse der Etüde Nr. 11 bereits erklärt wurden, kann darauf verzichtet werden, den gesamten Vorgang ein zweites Mal detailliert darzulegen: Er soll hier etwas knapper vorgetragen werden.

8.1.  Sound

8.1.1.  Artikulation und lokale Dynamik

Alle Anweisungen Chopins zur Artikulation und zur lokalen Dynamikveränderung in der Etüde Nr. 12 werden in der Abbildung 8.1 kompakt wiedergegeben. Wie in der anderen Etüde wurde auch hier eine variable Anzahl von Takten pro Linie gewählt, um auf diese Weise interne Strukturen zum Ausdruck zu bringen.

Bei der Herausarbeitung der Anweisungen traten methodologische Probleme auf, deren in der Abbildung 8.1 vorgeschlagene Lösung einer Erklärung bedarf. Das erste Problem betrifft die Deutung der Bindebögen. Chopin hat sie ohne Ausnahme ausschließlich in der rechten Hand angegeben, aber da sich beide Hände immer parallel oder antiparallel zueinander in wellenförmigen Gestalten bewegen, ist zu folgern, dass sie für beide Hände Gültigkeit haben. Aus diesem Grunde wurden sie hier doppelt notiert.

Auf das zweite – und bedeutendste – Problem wurde schon in der Quellenlage hingewiesen: Es ist die sowohl in der Henle-Ausgabe als auch in den verschiedenen Manuskripten unregelmäßige Notation der Akzente. In der Henle-Ausgabe sind die meisten Akzente nur einmal zwischen beiden Händen notiert, so dass schwer festzustellen ist, ob sie für die Oberstimme, für die Unterstimme oder für beide gelten sollen. An einigen Stellen sind jedoch ohne erklärlichen Grund zwei Akzente angegeben (siehe z. B. T. 14 und 15, jeweils auf der zweiten halben Note). Noch undurchschaubarer wird das Problem an den Stellen, wo Chopin doppelhalsige Noten benutzt, die zuweilen mit einem Akzent versehen sind (Abbildung 8.2).

Diese Unregelmäßigkeiten in der Notation scheinen keinen musikalisch sinnvollen Grund zu haben, so dass die Notation bei der Erstellung der Abbildung 8.1 vereinheitlicht wurde. Diese Vereinheitlichung richtete sich nach zwei Regeln:

  • Mit Ausnahme des letzten Taktes wurde überall darauf verzichtet, simultan in der linken und in der rechten Hand vorkommende Akzente doppelt zu notieren. Statt dessen wurde versucht, die Höhe der akzentuierten Noten in der Grafik wiederzugeben, indem die Akzente bei niedrigen Tönen in der linken, bei höheren in der rechten Hand notiert wurden.
  • Alle doppelhalsigen Noten wurden systematisch mit einem Akzent versehen.


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