- 43 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (42)Nächste Seite (44) Letzte Seite (208)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

von polyphonen Stücken – geschweige denn von unterschiedlichen Dynamikstufen oder Instrumenten bei zeitgleich gespielten Noten – ist sie noch lange nicht tauglich. Nur die Tempoanalyse ist relativ einfach zu gestalten: Bei der Abbildung einer Schallwelle in einem Koordinatensystem können die Anschläge in den meisten Fällen leicht erkannt und somit auch analysiert werden.

Da bis heute keine wissenschaftlich anwendbaren Werkzeuge für eine Performanceanalyse entwickelt wurden, wird in dieser Arbeit auf das Gehör des Analysten zurückgegriffen werden müssen, um die Unterschiede zwischen den Performances und dem Notentext herauszufinden. Da nur nach groben und eindeutigen Veränderungen gesucht wird, ist diese Vorgehensweise durchaus gerechtfertigt: Ein forte ist kein piano, und ein staccato unterscheidet sich leicht von einem legato. Es sollen auf diese Weise Noten (-höhen und -dauern), Agogik, Dynamik, Artikulation und Pedalbenutzung analysiert werden. Im Falle der Etüde Nr. 12 wird ebenfalls die Melodie im Tenor genau betrachtet werden. Auf eine Analyse der Klangfarbe wird jedoch verzichtet, da die angewandte Messmethode zu diesem Zweck zu ungenau ist.

3.3.3.  Aufnahmen

Chopins Etüden sind wie jedes Standardwerk der Klavierliteratur mehrmals aufgenommen worden – und werden es immer noch –, so dass zahlreiche Einspielungen für eine Interpretationsanalyse in Frage kommen. Aufgrund der Grobheit des Verfahrens und der Ziele der Analyse war es nicht notwendig, ausschließlich anerkannte ›Chopin-Spezialisten‹ auszusuchen. Es wurde vielmehr versucht, ein breites Spektrum von Performances zu erfassen, indem gute Pianisten aus mehreren Ländern, aus verschiedenen Schulen und Generationen, sowie von beiden Geschlechtern berücksichtigt wurden. Sogenannte ›historische‹ Aufnahmen (wie z. B. von Alfred Cortot) wurden jedoch gemieden, da ihre schlechte akustische Qualität die Analyse stark erschwert hätte.

Eine erste Auswahl erschloss acht Interpretationen – und somit auch Musiker – aus verschiedenen Horizonten:


Erste Seite (i) Vorherige Seite (42)Nächste Seite (44) Letzte Seite (208)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 43 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO