11– Sekundärliteratur in Form von verschriftlichten Erinnerungen an Lipatti, bio-grafischen Darstellungen und Analysen seiner Werke sowie allgemeinen wis-senschaftlichen Darstellungen der rumänischen Musik und des europäischen musikhistorischen und -systematischen Kontextes.Das methodische Vorgehen bei der Auswertung der Quellen in Bezug auf die the-matische Fragestellung ist demnach ein doppeltes der musikalischen Stilanalyse und der biografisch-historischen Einordnung des Werkes auch in Bezug auf seine Rezeption. Das stilkritisch-analytische Vorgehen erfolgt in hermeneutischer Wech-selbeziehung zu dem dargestellten kompositorisch-ästhetischen und geschichtli-chen Hintergrund. Am Beginn steht der biografische Überblick, der Besonderheiten und Kontinui-täten in der künstlerischen Entwicklung Lipattis aufzeigt. Für die vier Lebensstatio-nen Bukarest, Paris, Rückkehr nach Bukarest und endlich Genf wird das Umfeld in seiner kulturellen Tragweite für Lipatti dargestellt, so die historischen Vorausset-zungen für die Entwicklung einer nationalen Musikkultur in Rumänien, die Bedeu-tung der Musikstadt Paris als kulturelles europäisches Zentrum und das musikali-sche Umfeld in Genf als Ort französisch geprägten Musiklebens und Exil zahlrei-cher mittel- und osteuropäischer Kulturschaffender.Die in Kapitel II beschriebenen biografischen Zusammenhänge werden in den beiden folgenden Kapiteln musikgeschichtlich und ästhetisch konkretisiert. Dazu wird zunächst die rumänische Musikentwicklung in ihrer Genese und ihren kontro-versen musikalischen Prämissen erfasst und in den Kontext der Entstehung randeu-ropäischer nationaler Schulen gestellt. Bei den französischen Einflüssen auf die Komponistengeneration Lipattis sind direkte und indirekte Einflüsse zu unterschei-den, die in diesem Kapitel ausdifferenziert werden: Zum einen wird seit der rumä-nischen Staatsgründung 1862 eine bewusste Annäherung an die französische Kultur gesucht, die auch zur Adaptation musikalischer Stilelemente führte, die in ihrer Weiterverarbeitung als ein Baustein der rumänischen Musik jedoch kaum noch ihre französische Herkunft erkennen lassen. Dieses Phänomen wird dadurch verstärkt, dass sich einige Stilmerkmale sowohl auf die rumänische Volksmusik, wie sie in ih-ren grundlegenden Kennzeichen in der Arbeit dargestellt wird, als auch auf impres-sionistische Tendenzen in der französischen Musik zurückführen lassen. Zum ande-ren bemüht sich gerade die Generation Lipattis durch ausgewählte Studien um ak-tuelle Anknüpfungspunkte an die französische Moderne, während zuvor ein stärke-rer Anschluss an die deutsch-österreichische Musikentwicklung stattgefunden hat-te. Eine möglichst konkrete Positionsbestimmung Lipattis soll über die Darstellung der unmittelbaren kompositorischen Einflüsse durch Lehrer und Musikerkollegen aus beiden Kulturkreisen geschehen.Vor dem Hintergrund der aufgezeigten kompositorischen Einflussbereiche er-folgt schließlich die Analyse der Kompositionen Lipattis. Ausgangspunkt ist zum einen die kategorische Unterscheidung der »rumänischen« und »französischen«