2.2 Persönliche und musikalische Begegnungen27»Triton« u. a. die Bekanntschaft mit Jacques Ibert, Arthur Honegger und Florent Schmitt.27 In einem Porträtkonzert zu Ehren Enescus am 10.06.1936 interpretiert Li-patti dessen Klaviersonate fis-Moll. Ein tiefer menschlicher und künstlerischer Kontakt entwickelt sich jedoch vor al-lem zu George Enescu, den Lipatti regelmäßig in Fragen der Interpretation und Komposition konsultiert.28 Durch die Präsenz Lazărs, Enescus und Mihalovicis bleibt für Lipatti auch in Paris die Orientierung an der rumänischen Musik beste-hen. Einschneidende Erlebnisse sind für ihn etwa die Uraufführung der Oper OEdipe von Enescu am 13.03.1936, bei der Lipatti anwesend ist, oder eine von ihm rezen-sierte Aufführung des Cellokonzerts von Stan Golestan »sur des thèmes qui nous rappellent le chant de notre terre«.29 Darüber hinaus entstehen Freundschaften und musikalische Zusammenarbeit mit französischen und ausländischen Musikern, darunter Antonio Janigro, Hugues Cuénod, Clara Haskil, Edwin Fischer, Wilhelm Kempff, Wilhelm Backhaus, Charles Münch, Paul Hindemith, Igor Markevitch, Nikita Magaloff, Ginette Neveu oder Lola Bobescu, Verbindungen, von denen viele bis in die Genfer Zeit hinein Bestand haben.Antonio Janigro, der in den 40er Jahren wieder Lipattis Kammermusikpartner werden wird, erinnert sich: »Ich habe Dinu Lipatti um 1936 an der École Normale in Paris kennengelernt: Ich [war Schüler] von Casals und Diran Alexanian – wir waren von der Direk-tion ausgewählt worden, im Trio zusammen mit Ginette Neveu zu spielen. […] Ich habe in 70 Lebensjahren nicht wieder einen so zarten, so schüchternen, so feinen Menschen kennengelernt. […] Dinu, der aus einer sehr wohlhaben-den Familie stammte, kam im Auto zur Schule, aber er versteckte es immer in einer nahegelegenen Straße, um uns weniger Begüterte nicht in Verlegenheit zu bringen […]. Auch erinnere ich mich daran, in diesen Jahren an einem Fes-tival für zeitgenössische rumänische Musik teilgenommen zu haben, wo ich mit Lipatti und Lola Bobescu ein Trio30 von Lipatti gespielt habe. Es handelte sich um ein schönes Stück, sehr fortschrittlich für diese Zeit. […] Das letzte Mal, als ich ihn sah, lag er im Bett in der Klinik von Montana; […] aber an ei-nem gewissen Punkt lächelte er und fügte hinzu: ›Wenn ich zu Hause bin, will ich eine schöne Sonate für uns zwei schreiben!‹ Und es ist ein Verlust für alle, dass ihm dazu die Zeit gefehlt hat.«3127Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu 1991, S. 33. 28Zum Verhältnis Lipatti-Enescu vgl. III.3.1.2 »George Enescu«.29Konzertrezension für die »Libertatea« am 05.04.1938, abgedruckt in: Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 231; »über Themen, die uns an den Gesang unseres Landes erinnern«. 30Es handelt sich um die Fantaisie pour violon, violoncelle et piano. 31Janigro, Antonio: Una Lezione di Semplicità, in: Musica. Interpreti, Video & Compact Disc. Bimestra-le di informazione musicale e discografica, Anno 12, Nr. 51, Mailand 1988, S. 42/43; Übersetzung von Iris Hennig; »Ho conosciuto Dinu Lipatti all’ École Normale di Parigi intorno al 1936: […] io di Casals e diran Alexanian – eravamo stati prescelti dalla direzione per formare un trio insieme a Ginette Ne-veu. […] non ho più conosciuto, in settant’anni di vita, un essere così delicato, così timido, così fine.