3.3 Künstlerische Kontinuitäten 393.3 Künstlerische Kontinuitäten Im rumänischen Musikleben etabliert sich Lipatti weiterhin erfolgreich mit Recitals und Konzerten. Regelmäßige Partner sind der Dirigent der Bukarester Philharmonie George Georgescu und als Kammermusikpartner George Enescu. In seinen Recitals bemüht sich Lipatti um Anschluss an seine Pariser Zeit, indem er bevorzugt Werke von französischen Musiker- und Studienkollegen auswählt, z. B. Concertino für zwei Klaviere von Jean Françaix, Polka von Berkeley, Nocturnes von Poulenc. Die Partita für Klavier und Orchester von Markevitch bezeichnet er als »véritable puissance.«20Seine rumänische Premiere des Concertino en style classique gibt Lipatti am 18.11.1939 unter Jora in Cluj.21 Am 16. Dezember findet die rumänische Urauffüh-rung des Nocturne (en fa# mineur) und der Trois Danses pour deux pianos statt. Bei der Weltausstellung in New York im Sommer 1939 bringt Enescu einen Satz der Suite Șătrarii zur Aufführung. Als weitere Auszeichnung erhält Lipatti 1940 den Preis der »Societatea Compozitorilor Români«22 für seine Symphonie Concertante. Im März 1940 werden in einem Konzert des Komponistenverbandes erstmals die Trois Nocturnes als Zyklus gespielt. In einem Radiokonzert tritt Lipatti das einzige Mal als Dirigent auf. Interpretiert werden das Brandenburgische Konzert Nr. 3 und das Kon-zert für zwei Klaviere C-Dur von Bach, mit den Solistinnen Smaranda Athanasof und Madeleine Cantacuzène, und Lipattis Transkriptionen von Klaviersonaten Scarlattis für Bläserquintett. Auch bei einem Recital am 08.03.1941 steht wiederum ein eigenes Werk, die So-natine pour violon et piano, auf dem Programm, woran Lipattis Bemühen um eine Verzahnung seines pianistischen und kompositorischen Schaffens deutlich wird. Im Juni 1942 steht er zusammen mit Constantin Silvestri im Mittelpunkt eines Konzer-tes. Silvestri und Lipatti gelten als die beiden Hoffnungsträger der rumänischen Schule, Lipatti dabei als der traditionellere, gemäßigtere.23 Zahlreiche kammermusikalische Abende finden im häuslichen Rahmen statt. Șoarec beschreibt z. B. die bis zum Eintritt Rumäniens in den Zweiten Weltkrieg stattfindenden Musikabende bei dem Geiger Corneliu Bedițeanu, dem Lipatti 1943 sein Allegro pour violon solo widmet: »An diesen Abenden nahm ›die Crème‹ der Bukarester Musiker teil: George Georgescu, Dinu Lipatti, Constantin Silvestri, der Geiger – damals – Carlo Fe-20Brief vom 17.03.1940 an Nadia Boulanger, Muzica 4/2000, S. 63; »wahre Kraft«.21Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 67.22Die Gesellschaft rumänischer Komponisten, heute: Uniunea Compozitorilor și Muzicologilor din România (UCMR).23Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 73.