42Bukarest 1939–1943 Români« im Mai 1941, bei dem er seinen ehemaligen Schüler mit den Worten vor-stellt: »Dinu Lipatti cherche encore un style personnel. Son grand talent est tourmen-té sans cesse, par le besoin de présenter des anciennes choses dans une forme nouvelle. En pleine évolution, il change sa manière de s’exprimer d’une oeuvre à l’autre, son expression sera cristallisée définitivement, sans doute, bientôt.«38 Zwischen 1939 und 1943 entstehen das Concerto pour orgue et piano (1939), die Dan-ses Roumaines für zwei Klaviere (1943), komponiert für ihn selbst und Madeleine Cantacuzène, und die Fantaisie pour piano solo (1940), die Lipatti zur Sinfonie hatte ausbauen wollen, ein Vorhaben, das er nicht mehr realisiert hat. 1937–1941 entste-hen weitere Trois esquisses symphoniques. Anlässlich des 50. Geburtstages von Mihail Jora plant dessen Kompositionsklasse einen Abend mit Jora gewidmeten Werken. Lipatti komponiert dafür innerhalb von zwei Tagen die Sonatine pour piano (main gauche seule) (1941), ein von rumänischen Motiven inspiriertes Werk, das zu seinen wenigen bis heute rezipierten Kompositionen gehört.Mit den Cinq Chansons für Tenor und Klavier wendet er sich 1941 erstmals dem Genre solistischer Vokalmusik zu, welches er in der Genfer Zeit weiterverfolgen wird. Weitere Werke wie das Concertino en style français und die Deux danses en style populaire roumain sind nicht ediert bzw. verschollen und nur aus Lipattis Korrespon-denz bekannt.39Daneben entstehen kleinere kammermusikalische Entwürfe, die befreundeten Musikern gewidmet sind, außerdem die humoristische, den eigenen Alltag ironisch porträtierende Suite Les Soirées du Parc Jianu und Transkriptionen wie ein Arrange-ment von sechs Klaviersonaten Scarlattis für Bläserquintett und Navarra von Isaac Albéniz. Valentin Lipatti resümiert die Bukarester Jahre seines Bruders: »Die Jahre 1939–1943 bildeten in Dinus Leben eine Phase großer Schaffens-kraft […]. Es sind Jahre, in denen sein Talent, volle Reife erlangend, ihn dazu gebracht hat, von der rumänischen Musikwelt als der größte Pianist seiner Ge-neration anerkannt zu werden, und in der die Zusammenarbeit und Freund-schaft mit George Enescu eine tiefe Dimension erlangt hat. […] Auch aus der Zeit datiert die Freundschaft mit George Georgescu […], mit Constantin Silve-stri, Emanoil Ciomac und Constantin Stroescu, mit Ionel Perlea, Mihail Andri-cu, Theodor Rogalschi [sic!], Constantin C. Nottara, Marțian Negrea oder Ște-fănescu-Goangă, ohne von dem Wiederfinden Mihail Joras, seinem guten 38Zit. nach Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 70; »Dinu Lipatti sucht noch nach einem persönlichen Stil. Sein großes Talent ist ohne Unterlass umgetrieben von dem Drang, alte Dinge in neuer Form darzu-stellen. Mitten in der Entwicklung wechselt er seine Ausdrucksweise von einem Werk zum anderen, sein Ausdruck wird sich ohne Zweifel bald definitiv herauskristallisieren.« 39Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 264 f.