4Genf 1943–1950 »Je compose avec plaisir, mange avec indifférence et dors avec anxiété à cause de la douleur mystérieuse qui revient un peu trop souvent.«14.1 Genf als Wahlheimat Lipattis Konzertreise führt durch vom Krieg gezeichnete Städte zunächst nach Wien, Stockholm und Helsinki.2 Madeleine Lipatti erinnert sich an eine Nacht in Berlin voller Angst vor Bombenangriffen: »Après une heure de cette atmosphère pe-sante, angoissante, Dinu se dirigea vers le piano et […] joua sans s’arrêter jusqu’à quatre heures du matin.«3 Umso paradiesischer sei ihnen die friedliche Atmosphäre in Stockholm vorgekommen.4Anfang Oktober 1943 wird die Fahrt planmäßig für drei Konzerte in der Schweiz fortgesetzt.5 Für Mitte Oktober ist die Rückkehr nach Bukarest anvisiert,6 doch die Reise verlängert sich durch weitere Engagements, wie Lipatti an Mihail Joraschreibt: »Je suis parti de Bukarest le 4 septembre pour dix jours seulement et aujour-d’hui, j’ai deux mois de vagabondage artistique. J’ai joué en Suède, en Fin-lande, à Vienne et maintenant, après une première tournée en Suisse, j’ai été engagé de nouveau pour une série de cinq concerts à Berne, Zurich et Genève1Brief vom 27.04.1949 an Dr. Henri-Dubois-Ferrière, Lipattis behandelnden Arzt, als Manuskript abge-druckt im Programmbuch zur »Soirée de Gala« der »Fondation Dr. Henri Dubois-Ferrière – Dinu Li-patti«, Victoria Hall Genf, 03.05.1993, S. 57; »Ich komponiere mit Vergnügen, esse mit Gleichgültig-keit und schlafe mit Angst wegen des mysteriösen Schmerzes, der etwas zu oft wiederkehrt.«2Dort macht Lipatti die Bekanntschaft mit Jean Sibelius, vgl. A. Lipatti, 1967, S. 60.3M. Lipatti, 1970, S. 14; »Nach einer Stunde in dieser bedrückenden, beängstigenden Atmosphäre setzte sich Lipatti ans Klavier und spielte ohne Unterbrechung bis um vier Uhr morgens.«4Vgl. ebd.5Vgl. Tănăsescu, 1965, S. 12 und Spycket, 1977, S. 161. Jérôme Spycket erwähnt einen Brief Lipattis noch aus Bukarest an Clara Haskil, »der ihr mitteilte, daß er mit Madeleine von Bukarest aus eine Konzerttournee nach Dänemark, Schweden und Finnland antrete, deren Endpunkt, wenn möglich, die Schweiz sein sollte.« Die Schweiz war also bereits von Rumänien aus als Ziel der Reise vorgese-hen. 6Vgl. Brief an Lipattis Familie vom 20.09.1943, zit. nach Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 79.