4.2 Musikalisches und privates Umfeld47de virtuosité au Conservatoire de Genève, je me suis installé.«11 Diese kurze Erläu-terung gibt er auch in einem Interview mit François Magnenat von Radio Genève im Herbst 1950.12 Überschattet werden die ersten Jahre in Genf auch von Sorgen um Lipattis An-gehörige in Bukarest, zu denen der Kontakt zeitweise unterbrochen ist. Auf Bom-bardierungen und Kriegswirren ab Frühjahr 1944 folgt dort der politische Macht-wechsel im August 1944, infolge dessen die Familie Teile ihres Besitzes, u. a. Fun-dățeanca, verliert. Ein schwerer Schlag für Lipatti ist 1947 der Tod seines Vaters. Ein Wiedersehen mit seiner Mutter erfolgt erst 1950.Lipatti selbst kehrt nicht mehr nach Rumänien zurück. Eine für 1944 geplante Konzertreise muss er aus Krankheitsgründen absagen, versucht jedoch, die Pianis-ten Backhaus, Gieseking und Magaloff für Tourneen nach Rumänien zu gewin-nen.13 Ein Angebot zur endgültigen Rückkehr in die Sozialistische Volksrepublik Rumänien lehnt er 1947 ab.14 Das angespannte Verhältnis von Seiten des staatskom-munistischen Rumänien führt 1949 zum vorübergehenden Ausschluss Lipattis aus dem Komponistenverband.154.2 Musikalisches und privates UmfeldWährend der Kriegsjahre entwickelt sich in Genf dank vieler dort Zuflucht suchen-der Künstler und Intellektueller ein bedeutendes Musikleben, verbunden mit einem der ersten permanenten internationalen Musikwettbewerbe. Lipattis Schülerin Hedy Salquin beschreibt rückblickend: »Musik hatte einen wohl nicht wieder nachvollziehbaren Stellenwert, bedingt durch die Kriegs- und die nicht einfachen Nachkriegsjahre. Genf war damals eine eigentliche Musik-Metropole […]. Lipatti und seine Frau Madeleine […] verkehrten in den obersten Kreisen der Musikgrößen«.16 Für Lipattis künstlerische Weiterentwicklung sowie die persönliche Unterstützung in seiner zeitweise prekären Lebenslage ist sein musikalischer Freundeskreis von großer Bedeutung. Eine enge Freundschaft verbindet ihn mit dem Dirigenten und Präsidenten des Schweizer Tonkünstlervereins Paul Sacher (1906–1999), der u. a. Leiter des Baseler Kammerorchesters und ein wichtiger Förderer zeitgenössischer Komponisten wie 11Brief vom 09.03.1946 an Nadia Boulanger, Muzica 4/2000, Bukarest S 66; »wegen fast einjähriger Krankheit und der Ernennung zum Professor einer Meisterklasse am Genfer Conservatorium habe ich mich hier niedergelassen.«12Vgl. Interview mit Magnenat vom 27.09.1950, CD TAH 2.366–2.367.13Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 84.14Vgl. a.a.O., S. 97 und den Abdruck eines betreffenden Briefes Lipattis in: Păsculescu-Florian, Carmen: Vocație și destin Dinu Lipatti, Bukarest 1986, S. 156ff. 15Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 110.16Salquin, 2001, S. 24.