1.6 Rhythmisch-metrische Merkmale in der rumänischen Volksmusik103Die rhythmischen Strukturen des Kinderliedguts sind immer mit Worten, meist mit Reimen verbunden. Sie verlangen nicht unbedingt nach einer Melodie, sondern erklingen, etwa bei Abzählreimen, auch auf einem Repetitionston. Essentiell sind bi-näre Versmaße mit Notenwerten, die im Verhältnis 1:2 stehen. Zu Grunde liegt meist isochrone Zweisilbigkeit mit Betonung auf der ersten der beiden Silben.176 Die Achtel als maßgebende Zähleinheit erfordere laut Brăiloiu das System des 2/8-Taktes, werde jedoch in der Musikwissenschaft fälschlicherweise meist in 2/4-Takt-schemata gedrängt, was der originalen Gliederung der Kinderverse nicht gerecht werde.177 Charakteristisch für die Kinderrhythmen ist die stets wiederkehrende Struktur von vier Achtelpaaren, die jedoch auf der Mikroebene durch extremen Varianten-reichtum ausgeschöpft wird. Brăiloiu belegt an zahlreichen Beispielen die Gliede-rung nach Sprachakzenten in 2+2+2+2, 2+4+2, 4+2+2, 4+4, wie im Folgenden für 2+2+4: Notenbeispiel 18: C. Brăiloiu: Children’s rhythms, 1984, S. 211. Innerhalb dieses Grundschemas zeigen sich jedoch auch zahlreiche weitergehende Varianten mit katalektischem Versende, Pausen, Triolen, Viertel-, Achtel- oder Sech-zehntelbewegungen:Notenbeispiel 19: C. Brăiloiu: Children’s rhythms, 1984, S. 218.176Die weltweite Übereinstimmung sei nach Brăiloiu besonders bemerkenswert, da dies zwar im Deut-schen dem Sprachrhythmus entspreche, doch z. B. in romanischen Sprachen nicht. Vgl. a.a.O., S. 209.177Vgl. a.a.O., S. 208.