112Kennzeichen der Volksmusik in Rumänienhäufig vorkommende Verzierung«202 die Ausgestaltung eines zum Grundton hin absteigenden Tonschrittes nicht durch einfaches Streifen der Durchgangstöne, son-dern trillerartigen Wechsel der zweiten und dritten Stufe: Notenbeispiel 31: Melodische Ornamentik, in: Bartók, 1966, S. XVII.Auf diese Weise setzt die figurative Gestaltung Akzente und modifiziert alle musi-kalischen Parameter.Welche der genannten rhythmischen, melodischen und tonalen Charakteristika in Lipattis Werken an Bedeutung gewinnen und Rückschlüsse auf die kompositori-sche Nähe zur rumänischen Volksmusik zulassen, ist anhand der Werkanalysen in Kapitel IV nachvollziehbar. 1.9 Volksmusikalisches Instrumentarium Das in der rumänischen Volksmusik verwendete Instrumentarium variiert in den unterschiedlichen Kontexten der Hirten, der Bauern und der Lăutari. Flöte und Gei-ge sind jedoch, teilweise in unterschiedlicher Bauweise, in allen Personengruppen anzutreffen. Die folgende Darstellung beschränkt sich auf weitgehend übereinstim-mende Tendenzen und kann die zahlreichen regionalen Unterscheidungen nicht be-rücksichtigen.203Traditionell anzufinden sind Naturinstrumente wie ein Blatt, eine Fischrippe, ein Grashalm, ein Stück Birkenrinde und einfach zu handhabende Idiophone wie Rasseln, Glocken, Trommeln, Tamburin und auch Maultrommel, »drâmba«. Allgemein verbreitet bei Hirten und Bauern ist der Dudelsack, »cimpoi«, in eini-gen Regionen auch als »șimpoi«, »cimponi« oder »ciumpoi«, der aus Ziegenleder hergestellt ist. Bevor die musikalische Gestaltung der Hochzeitsfeiern von den Lău-tari übernommen wurde, wurden die Tänze von Flöte und Dudelsack begleitet, wo-durch charakteristische harmonische Wendungen auf das Zusammenspiel von Me-lodiepfeife und Bordunquarten und auf die typische chromatisierte Skala zurückzu-führen sind.202Bartók, 1966, S. XVII.203Die Darstellung beruht auf den Veröffentlichungen von Alexandru, 1980, Georgescu, 1998 und Oprea, Gheorghe: Folclor muzical românesc, Bukarest 2001.